Erschienen: März 1997 für PS1, 31. August 1997 für PC, 9. November 2011 für PSN
Genre: Action-Adventure
Alterseinstufung: USK ab 16 Jahren
Wenn man nach einer gefühlten Ewigkeit die alte Playstation
1 wieder startet um dann noch ein zu diesem Zeitpunkt 16 Jahre altes Spiel
einzulegen, dann muss es schon etwas ganz besonderes sein. Doch was mich zu
diesem Schritt bewegt hat, waren weder Crash Bandicoot, Tomb Raider, Silent
Hill oder Resident Evil. Im Zuge meines Legacy-of-Kain-Marathons fiel die Wahl
auf den ersten Teil dieser Serie: Blood Omen.
Hauptverantwortlich für dieses Werk aus dem Jahr 1996/1997,
das außerdem noch für den PC erschien und aktuell im Playstation Store als
Downloadtitel erworben werden kann, sind die kanadischen Entwickler von Silicon
Knights (Eternal Darkness, Metal Gear Solid: The Twin Snakes) in Zusammenarbeit
mit Crystal Dynamics, die die Serie in der Folgezeit fortsetzen sollten. Blood
Omen bildet hierbei für alle Nachfolger die geschichtliche Grundlage, denn die
Ereignisse im Erstling werden immer wieder aufgegriffen. Ergo kommt man um den
Erstling einfach nicht herum, um die kompletten Ausmaße der tiefgründigen,
düsteren Vampirgeschichte zu begreifen. Das fängt schon in der gerenderten
Introsequenz an: Das Land Nosgoth ist auf das Gleichgewicht der neun Säulen gestützt,
dessen Hüter jedoch von dunklen Mächten ermordet werden. Die Hüterin des
Gleichgewichts, Ariel, wurde verflucht als Geist um die verfallenen Säulen zu
irren. Auch der arrogante Adelsherr Kain verwirkt sein menschliches Dasein nach
einem Mordanschlag auf offener Straße. Er erwacht in der Unterwelt, wird jedoch
von einem Nekromanten als Vampir zurückgeschickt um Rache zu üben. Diese ist
auch relativ schnell und blutrünstig genommen, jedoch begegnet Kain sodann dem
mächtigen Vampir Vorador sowie dem zwielichtigen Zeitstromlenker Möbius. Das
Unheil nimmt durch Zeitreisen und Intrigen seinen Lauf. Der Fokus in Blood Omen
liegt auf der Reparatur der 9 Säulen verbunden mit der Wiederherstellung des
Gleichgewichts. Ist wirklich alles vorherbestimmtes Schicksal oder steckt mehr
dahinter? Als Spieler kann man aus zwei verschiedenen Enden wählen, was mit dem
Reich Nosgoths geschieht.
Die Säulen von Nosgoth sind der zentrale Anlaufpunkt im Spiel. |
Szene aus dem Intro. Links: Vorador. |
Blood Omen präsentiert sich spielerisch als Echtzeitmischung
aus Action-Adventure mit vielen Elementen aus kampflastigen Hack&Slay-Rollenspielen
mit ein paar Schalterrätseln, ohne dabei jedoch auf ein ausgeklügeltes
Erfahrungspunktesystem zurückzugreifen. Vielmehr bestehen die RPG-Anteile
daraus, Lebens- sowie Magieleiste an Blutquellen zu vergrößern. Ebenso verhält
es sich mit der eigenen Kampfkraft oder speziellen Rüstungen und Waffen. Was
sich nach Genrestandard liest, ist in Wahrheit viel tiefgründiger als auf den
ersten Klick gedacht. Denn die Entwickler haben es tatsächlich geschafft,
Vampiristische Eigenheiten sinnvoll in das Spiel einzubinden. Selbst der
Blutdurst ist hier spielerisch wichtiges Element, deshalb sollte Kain nicht in
Verlegenheit kommen, einen Großteil von Gegnern und unschuldigen Zivilisten
auszusaugen. Aber Vorsicht: Nicht alle Blutgruppen schmecken einem Vampir:
Während rot und blau jeweils der Lebens- und Magieanzeige zugute kommen, schadet
schwarz und grün nachhaltig. Sogar der fließende Tag-/Nachtwechsel, Gelände
(z.B. Wasser oder Sumpf) sowie die Wetterverhältnisse haben Auswirkungen auf
die spielerischen Rachegelüste Kains.
Kain verträgt kein Wasser. Zum Glück gibt es Brücken oder andere Umwege. |
Ein Blick ins Inventar offenbart noch mehr Tiefe, denn nach
und nach findet Kain neue Rüstungen und Waffen. Während Eisen den
Standardschutz darstellt erweisen sich Knochen-, Chaos-, Fleisch- sowie
Gespenstrüstung in vielen Situationen als Lösung schier unmöglicher Probleme.
Das überschaubare Waffenarsenal besteht aus Eisenschwert, dem sagenumwobenen
Seelenräuber, Flammenschwert, Keule und Axt. Beide letztere lassen sich
übrigens auch dazu nutzen, Bäume zu fällen oder Megalithen zu zertrümmern. Sowohl
Gegenstände als auch Zauberspüche lassen sich jeweils in Schnellmenüs
verteilen, um schnellen Zugriff darauf zu gewähren. Von den Magiekarten gibt es
13 verschiedene mit so viel sagenden Beschreibungen Licht, Betäubung,
Blutdusche oder Geisttod. Den Zufluchtszauber nutzt Kain vorzugsweise in
wirklich aussichtslosen Situationen um in seine sichere Gruft zurückzukehren.
Ebenso wichtig wird die Geistkontrolle, die es erlaubt, menschliche Gegner zu
kontrollieren, was etwa bei scheinbar unerreichbaren Schaltern eine nützliche
Möglichkeit ist. Spielt Kain seine Magiekarte Hass aus, verfallen alle Gegner
im Wirkungsbereich in tobenden Wahnsinn und metzeln sich selber nieder. Gerade
in diesen Situationen rechtfertigt Blood Omen seine Freigabe ab 16 Jahren, denn
Freund und Feind geizen beileibe nicht mit spritzendem Blut oder
herumfliegenden Körperteilen.
Für andere eine Folterkammer, für Kain ein Esszimmer. |
Daran haben auch 8 Gegenstände ihren Anteil.
Während das Herz der Dunkelheit die Spielfigur wieder belebt, verfolgt die
Peitsche ihr Ziel um ihr das Fleisch vom Körper zu reißen. Schwarze Magie ist
ganz offensichtlich ein effektives Massenvernichtungsmittel, während eine
Eiterblase Gegner in Matsch umwandeln. Implosion erklärt sich wieder von selbst
und hält den Splatterfaktor enorm hoch. Wichtig wird eine gute Zusammenstellung
der Schnellmenüs insbesondere bei den mehr oder weniger taktischen
Zwischenbosskämpfen und im letzten Drittel des Spiels, wo der
Schwierigkeitsgrad bei der Masse an Widersachern deutlich anzieht. Kain hat
aber noch mehr drauf, nämlich seine Erscheinungsformen zu wechseln: Als Wolf
überspringt er unpassierbare Hindernisse, Nebel erlaubt ihm ohne Widerstand
durch Türen oder Wände zu gehen und in seiner Menschenverkleidung wird er
überhaupt nicht als Vampir wahrgenommen, ähnlich seiner Betörerform. In
Fledermausform fliegt er zu bestimmten Punkten auf der Fledermauskarte, die
ebenso einen Überblick der Spielwelt gewährt wie Umgebungs- und Weltkarte. Gespeichert
wird an dafür vorgesehenen Speicherpunkten, die zahlreich in Nosgoth verteilt
wurden.
Schick: Tag- und Nachtwechsel sowie gelungene Wettereffekte |
Im Gegensatz zu seinen rein dreidimensionalen Pendants der
damaligen Zeit kann man sich Blood Omen auch heutzutage noch ganz ordentlich
ansehen. Grund dafür ist eine überaus detaillierte Ansicht von oben mit vielen
verschiedenen Ortschaften mit ihren optischen Eigenheiten. Animationsphasen von
Spielfiguren lassen sich gemütlich mitzählen und in sich wiederholen sich Sets und
Objekte zwar immer wieder insbesondere in Häusern, jedoch war es zur damaligen
Zeit keine Selbstverständlichkeit fast jedes Gebäude und jede Gruft betreten zu
können. Außerdem sind Licht und andere Effekte überaus gelungen, was die
Playstation-Version nicht selten mit spürbaren Rucklern fast in die Knie
zwingt. Ähnliches lässt sich beim weiten Herauszoomen feststellen. Eine weitere
Besonderheit ist die beinahe komplette Vertonung des Spiels, auch wenn sich die
ein oder andere Stimme nach heutigen Maßstäben etwas merkwürdig in Klang sowie
Betonung anhören mag. Fast jede Person im Spiel ist ansprechbar. Hauptfigur
Kain ist dafür wie in anderen Serienteilen wirklich toll, bitterböse, zynisch
und sarkastisch vertont worden – was viel zu seinem Status als Antihelden-Ikone
beigetragen haben dürfte. Die Steuerung per Playstation-Gamepad funktioniert
fast tadellos. Blood Omen fühlt sich zu jedem Zeitpunkt absolut griffig an.
Ein Blick auf die Übersichtskarte hilft bei der Orientierung. |
Kleine, aber feine Randnotiz: Unter dem Titel Blood Omnicide
ist ein Fanprojekt zu Legacy of Kain: Blood Omen in Entwicklung. Im Januar 2011
erschien bereits eine erste spielbare Demoversion.
Fazit: Blood Omen ist der Startschuss einer fast in
Vergessenheit geratenen Videospielserie, die ohne Zweifel nicht nur eine
hervorragende geschichtliche Grundlage bildet sondern auch spielerisch sehr
tiefgründig ist. Spielfigur Kain gehört seit jeher zu den prägenden Antihelden.
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