Sonntag, 15. Juli 2007

Vietcong - Purple Haze (PC-Kritik)

Genre: Taktik-Shooter
Erhältlich: PC, Xbox, PS2
USK-Einstufung: Freigegeben ab 16 Jahren gemäß § 14 JuSchG
Offizielle Homepage: www.vietcong-game.de

Unglaublich aber wahr: Dschungel-Shooter gibt es nicht erst seit Far Cry. Ein zwar nicht so schöner, dafür aber besonders herausforderndes Exemplar ist Vietcong aus dem Jahre 2003. Zugleich sorgte Vietcong auch nach der unaufhörlichen Welle an 2. Weltkriegs-Shootern für einen kleinen Vietnamkrieg-Boom. Wenig später erschien auch noch das bockschwere Addon Fist Alpha, beides letztendlich vereint in Vietcong: Purple Haze.

Im Hauptspiel erlebt der Spieler ein schmähvolles Stück amerikanischer Kriegsgeschichte aus der Sicht von Steven R. Hawkins und seinem Team – bestehend aus dem Arzt Crocker, dem Funker Defort, Techniker Bronson, dem Wegkundigen Nhut und dem Draufgänger Hornster. Stationiert in einer kleinen Basis, welches später noch das ein oder andere Mal angegriffen wird, kann sich Hawkins dort frei bewegen, mit Waffen üben, sich im Bunker ausruhen. Aber wenn der Sergeant ruft wird’s ernst, ein kurzes aber stimmiges Briefing vor den Einsätzen tut der gelungenen Atmosphäre gut. Schon ein Routine-Ausflug in ein kleines Dorf wird durch die Vietcong gestört. Im späteren Spielverlauf werden Kameraden befreit, Brücken gesprengt, Höhlen erkundet, in Siedlungen geschlichen, geballert (auch mal aus einem Helikopter) und Vietcong-Nester ausgeräuchert. Dabei lassen sich den zuweilen recht eigensinnigen und verpeilten Teamkameraden einfache Befehle geben – doch wenn’s drauf ankommt sind sie immer zur Stelle. Besonders gefallen hat mir während des Spielens die Wanderung entlang eines Flussbettes sowie die Verteidigung eines Hügelstützpunktes, als hier schon alles verloren scheint kommt im letzten Augenblick der Helikopter. Besonders nervig und überflüssig sind die Abschnitte in den Höhlen – verwirrendes Labyrinth-Design zerrt schnell an den Nerven.

Nach besagtem Briefing und Missionsbesprechung wird man mit dem Hubschrauber am Startort abgesetzt, kann vorher noch die schöne Aussicht genießen und die Kameraden nerven einen noch mit Smalltalk – dazu immer passende Originalmusik aus den 60er Jahren – wirklich sehr stimmig! Im Regelfall schickt man den Führer Nhut vor, der immer den besten Weg kennt und vor fiesen Fallen, die erstmal entschärft werden müssen, und lauernden Vietcong warnt. Mit diesem Missionsdesign verbunden ist natürlich viel Latscherei wo nichts passiert aber man nie weiß was hinter dem nächsten Gebüsch lauert, das schafft Spannung. Wenn dann mal die bösen Vietcong aus den Gebüschen auftauchen dann knallts aber dafür umso gewaltiger, ohne Deckung segnet man schon schnell das Zeitliche. Gott sei Dank haben wir immer unseren Doc in der Nähe, die Team-Mitglieder lassen sich per Num-Tasten herbeirufen, der Doc verarztet, Bronson gibt Munition und Defort gibt das Funkgerät um den aktuellen Missionsstatus an den Stützpunkt durchzugeben. Getroffene Vietcong hinterlassen Granaten, Waffen und Munition sowie kleine Verbandskästen, von denen man aber nur 2 mitnehmen kann. Zur besseren Orientierung nimmt sich Hawkins eine Karte mit Kompass zur Hilfe – aber Nhut als Wegweiser ist viel besser. Es geht also durchaus taktisch zu, vergleichbar mit Call of Duty und teilweise genauso schwer aber mit einer längeren und insgesamt sehr angenehmen Spielzeit.

Im Addon Fist Alpha bekommt man eine Vorgeschichte geboten und schlüpft in die Rolle des blassen Douglas, der Hawkins zu keinem Zeitpunkt das Wasser reichen kann. Zudem sind die Missionen zu schwer, was bei aller Spannung übel aufstößt. Quicksave-Orgien gehören hier leider zur Tagesordnung.

Nochmal ein paar Worte zur Technik: Die Grafik war für 2003 in Ordnung, ein paar matschige Texturen und die allgemein schlechte Performance verwehren dem Spiel allerdings höhere Wertungen, mit diesem Problem haben nach Erfahrungsberichten vor allen Dingen Spieler mit ATI-Grafikkarten zu kämpfen. Die Animationen wirken leider sehr abgehakt, was aber auch daran liegt, dass Gegner und Kameraden immer wieder an Bäumen hängen bleiben und wie wilde Hühner umherirren. Bei ruhigen Wanderungen durch den Dschungel fällt dies natürlich nicht so sehr auf. Vom Sound kann man nur begeistert sein, die englische Sprachausgabe (optional mit deutschen Untertiteln) passt genau wie der sensationelle Soundtrack (u.a. Iggy Pop, Deep Purple, usw.) sehr gut und tut nochmal einen Großteil zur großartigen Atmosphäre bei. Das authentische Waffendesign tut sein übriges. Die Steuerung ist Shooter-Standard und sollte niemandem Probleme bereiten. Den Multiplayer-Part habe ich nicht ausprobiert.



Fazit: Durch schlechte Performance und KI-Mängel verwerhrt sich das spannende und herausfordernde Vietcong einer höheren Wertung. Das Hauptprogramm sollte man gespielt haben, das Addon kann man ruhig links liegen lassen.


7,8/10

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