Freitag, 25. Februar 2011

Tron: Evolution (PS3-Review)


Genre: Action-Adventure
Erschienen: 20. Januar 2011 für PC, PS3, Xbox360, Wii, DS und PSP
Alterseinstufung: USK ab 12

Manchmal wartet man vergeblich – nicht so im Fall von Tron. Nachdem der Kultfilm von 1982 mit Jeff Bridges eine richtig gute spielerische Fortsetzung mit Tron 2.0 im Jahr 2003 gefunden hatte, werden Anfang 2011 direkt beide Lager bedient: Einmal mit dem Kinofilm Tron Legacy und Videospieler mit dem dazugehörigem Videospiel Tron: Evolution. Das lange Warten hat aber letztendlich nur einen Großteil der Filmfans entschädigt…

Leider werkelten dieses Mal nicht die Jungs vom Tron 2.0 Entwicklerteam Monolith (bekannt durch No One Lives Forever sowie F.E.A.R.), sondern Propaganda Games, zuletzt eher durch höchst mittelmäßige Produkte wie etwa der Neuauflage von Turok – kommerzieller und spielerischer Flop – so hilft auch die Veröffentlichung von Tron: Evolution nichts mehr, das Studio wird nach der Beendigung des Projekts geschlossen. Mit dieser Erkenntnis im Hinterkopf wird eben auch dieses letzte Werk schnell in Vergessenheit geraten, und das hat viele plausible Gründe. Schon fast typisch für die Marke Tron ist eine vollkommen wirre Geschichte, der selbst ausgepuffte Computerfreaks nicht immer folgen können, was im Fall von Tron: Evolution allerdings noch dazu kommt ist eine unangenehme Oberflächlichkeit, weswegen dieses Videospiel sicherlich kaum Anhänger finden dürfte.

Innerhalb einer Computerwelt, die stilistisch überaus gut die Vorlage trifft, leben vom User Flynn geschaffene Programme im so genannten „Raster“. Neben eben jenen hat aber auch einmal mehr die unvorhersehbare Evolution in Form von isomorphen Algorithmen mit eigenem, fast schon menschenähnlichem Willen (ISOs) zugeschlagen. Genau dieser freie Wille wird ihnen allerdings zum Verhängnis, ausgerottet bis auf ein einziges Exemplar. Der Spieler schlüpft an dieser Stelle nicht in diesen hautengen futuristisch anmutenden Anzug, sondern streift sich den eines Sicherheitsprogrammes über. Wie war noch gleich sein Name? Ach, egal – bei Story sowie Charakteren können solch elementäre Fragen getrost vernachlässigt werden.


Das Gameplay muss also wieder herhalten und hier muss man mit zweierlei Maß messen: Für Spieler, die seit 2003 die Prince of Persia Reihe verpasst haben, könnten kurzzeitig Gefallen finden am Spielablauf. Alle anderen stellen sich die berechtigte Frage: Wann hat der Hackerangriff auf die Ubisoft-Rechner mit allen bekannten Spielmechaniken eben jener Reihe stattgefunden? Tatsächlich ist Tron: Evolution nichts anderes als eine dreiste 1 zu 1 Kopie des persischen Prinzen, lediglich Szenario sowie Kampfsystem wurde ausgetauscht, letzteres aber alles andere als gut. Soll heißen: Wandläufe, Akrobatik oder Sprünge, die in ihrer Alltagstauglichkeit selbst bei Wetten, dass…?! nicht mehr zugelassen werden. Die durchaus vorhandene gewisse Orientierungslosigkeit haben wohl auch die Entwickler bemerkt und deshalb, ähnlich wie bei Dead Space, einen kurzzeitig einblendbaren Routenplaner auf Knopfdruck eingebaut. Als Allzweckwaffe dient schon wie in Tron 2.0 der Diskus, hier verfügbar und vor allen Dingen neben seiner „normalen“ Eigenschaft aufrüstbar als Explosivwaffe, Lebensenergieabzug sowie Zeitlupenerzeuger – gegen verschiedene Gegnergruppen müssen diese geschickt eingesetzt werden, was aufgrund der übernervösen, ungenauen Steuerung gar nicht so einfach ist. Auch bei den Akrobatik-, Sprung- oder Wandlaufeinlagen sind dadurch unzählige Bildschirmtode vorprogrammiert. Trotz zahlreicher Speicherpunkte besteht eine gewisse Frustgefahr. Der Eindruck der vorrangigen Entwicklung für die neuen Bewegungssteuerungsmöglichkeiten von PS3 und Xbox360 ist allgegenwärtig.

Darüber hinaus wird ein anspruchsloses Hack&Slay-Nahkampfsystem und eintönige Kombos geboten. Um die schnell schwindende Lebensenergie wieder aufzuladen, genügt es über die dafür vorgesehenen Energiefelder zu laufen. Bei den häufigen Bildschirmtoden fragt sich der geneigte Spieler obendrein, warum man denn alles andere von Prince of Persia übernommen hat, die Möglichkeit der hilfreichen Zeitrückspulung vergessen hat. Erfahrungspunkte stellen trotz aller Linearität einen kleinen Rollenspielanteil und sogleich einen Motivationsfunken dar - werden an dafür vorgesehenen Terminals als Megabyte-Einheiten in Diskus, Lebenskraft, Kampfkraft, usw. investiert. Ein wenig Abwechslung sollen kurze Abschnitte im Panzer sowie flotten Lightcycles sorgen, tun sie aber wegen der angesprochenen Schwachpunkte jedoch nur bedingt. Hervorhebenswert ist die Möglichkeit, seinen Charakter mit all seinen gesammelten Erfahrungen aus dem etwa sechsstündigen Einzelspielabenteuer in den verfügbaren Mehrspielermodus mit Modi ala Deathmatch oder Team-Deathmatch zu integrieren und hier sogar noch auszubauen.


In technischer Hinsicht enttäuscht der Titel ebenfalls, wenn auch auf ungleich soliderem Niveau, wie es die Beschreibung der lauen Story und noch lauerem Gameplay vermuten lässt. Die Tron-Welt ist zwar stilistisch gut eingefangen worden, aber auch sehr eintönig, nicht immer flüssig und ohne das nötige Feintuning, was man an der allgegenwärtigen Treppchenbildung an Umgebung und Objekten sieht. Beim aktuellen Kinofilm erhält man einen weitaus beeindruckenderen Augenschmaus. Eines hat Tron: Evolution aber mit seinem Film-Pendant gemeinsam, nämlich den hervorragenden Sound, verpackt in einer wirklich fantastischen Musikkulisse (u.a. von Daft Punk), die wie die Diskette ins Diskettenlaufwerk passt – soweit noch vorhanden…

Wertung: 5,7/10

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