Nach der recht reibungslosen und noch etwas anspruchslos wirkenden Anfangsphase greifen alten Gameplay-Mechaniken, die den Prinzen so berühmt-berüchtigt gemacht haben: Gelungene, fast schon ausschweifend clevere Passagen, die nur durch den geschickten Gebrauch unserer Kletter-, Sprung- und Abrollkünste an Wänden, Stangen, Säulen, Mauern schaffbar sind. Zwischendrin lockern kleinere Schalter- sowie Schieberätsel den Spielfluss noch etwas auf. Damit dies allerdings nicht zu eintönig wird schaffen es die Entwickler immer wieder fernab von fiesen Fallen wie Kreissägen an der Wand, aus dem Boden hervorschießenden Stacheln, usw. interessante Kräfte einzubauen. Hierbei gesellt sich neben dem schon allseits bekannten Zeitrückdreheffekt auch ein Zeitlupenmodus zur Kraft der Zeit. Sinnvolle Ergänzungen bringen besondere Würze in den trockenen Wüstensand: Kraft des Flusses ermöglicht das kurzzeitige Gefrieren von Wasser, so verwandeln sich Wasserfontänen tatsächlich in Stangen oder Säulen. Kraft des Fluges ist für die Überwindung großer Entfernungen unabdingbar, vornehmlich um sich an Widersacher heranzuziehen. Zu guter letzt fügt sich die Kraft der Erinnerung mit ein, mit der sich zerstörte Teile (gut sichtbar durch ihre blasse Darstellung) wieder zusammensetzen lassen, wobei sich immer nur ein Teil restaurierbar ist. Im weiteren Spielverlauf müssen diese ausgeklügelten, toll ausbalancierten Fähigkeiten miteinander kombiniert werden, denn die Abschnitte werden immer kniffliger und anspruchsvoller, bewegen sich qualitativ stellenweise sogar über den Vorgängern.
Dass Prince of Persia: Die Vergessene Zeit richtig gut ist, aber letztendlich nicht noch besser geworden ist liegt am schwachen Kampfsystem – seit jeher mehr oder weniger das schwarze Sandkorn der Spielserie, mit Ausnahme der beiden Ableger Warrior Within sowie Two Thrones. Hier könnte man das Thema unter dem Motto „Masse ohne Klasse“ schnell abhaken, allerdings zeigen besonders heutzutage die Genrekonkurrenten wo der Hammer hängt, denn die heißen nicht mehr nur Legacy of Kain sondern God of War, Castlevania: Lords of Shadow und Darksiders, die allesamt weitaus cleverere Gegner mit mehr Vielfalt auch in Massen präsentieren, obendrein auch durch ausgeklügelte Kombo-Möglichkeiten punkten. Im vorliegenden Fall besteht das Kampfsystem aus simplen Angriffen, Wegstoßen der Feinde, Luftstich sowie dem Todesangriff, einer Art stark abnutzenden Finishing Move. kommt es tatsächlich zu Massenschlachten mit teilweise bis zu 50 Monstern gleichzeitig auf dem Bildschirm, denen es vollkommen an Dynamik fehlt, das liegt nicht nur an der Behäbigkeit der Widersacher, sondern auch an deren offenbar unterentwickelten Sandgehirns. Dadurch kommt es immer wieder zu unfreiwillig komischen Situationen, etwa wenn der Prinz selbst auf höchstem Schwierigkeitsgrad auf den Köpfen (!!!) der Ungeheuer umhertanzt ohne auch nur kleinsten Schaden zu nehmen. Nur selten wird uns hier tatsächlich etwas abverlangt, bei beschildeten Gegnern oder Beschwörern, die erst bei ihrem Ableben aufhören immer wieder neue Klonkrieger herbeizurufen. Was sich ganz schön übel liest, wird in der Praxis durch ein Upgrade-System ein wenig entschärft, womit sich nicht nur Lebenspunkte sowie verfügbare Sandbehälter aufgewertet werden, sondern auch besonders verheerende Spezialfähigkeiten wie, die sich allesamt um die vier Elemente Feuer (Flammenspur), Wasser (Eissturm), Luft (Wirbelwind) und Erde (Steinrüstung) drehen. Werdet ihr trotzdem einmal getroffen – höchstwahrscheinlich durch Unkonzentriertheit hervorgerufen - hinterlassen erledigte Gegner farbige Orbs, die den Heilungsbalken sowie Sandvorräte und Erfahrungspunkte auffüllen, all dies lässt sich aber auch in der reichhaltigen Keramik des Orients finden. Würde man Prince of Persia: Die Vergessene Zeit nur auf das blanke Kampfsystem reduzieren, wäre es eine heftige Katastrophe, mit Ausnahme des guten, fordernden Bosskampfes – leider kommt der erst am Ende des etwa achtstündigen Abenteuers, gefolgt vom Abspann, der auf einen Nachfolger hindeutet.
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