Montag, 20. September 2010

Red Faction: Guerilla (PS3-Review)


Genre: 3rd-Person-Shooter
Erschienen: 5. Juni 2009 für PS3 und Xbox360, 18. September 2009 für PC
Altersfreigabe: Ab 18 Jahren

Alte Gewohnheiten einreißen: Nach diesem Motto könnte man die Entwicklung von Red Faction: Guerilla treffend umschreiben. Denn der nunmehr dritte Teil der Marsballerei, die 2001 ihren Anfang fand, löst sich nicht nur von der Ego-Perspektive sondern setzt auch auf ein Openworld-Prinzip. Aber ist Red Faction: Guerilla wirklich der erwartete Vorschlag-Hammer für PS3, Xbox360 und PC geworden?

Der Handlungsstrang der Red Faction Spiele war auch schon in den Vorgängern recht dünn und leider nutzt der neueste Teil die offene Spielwelt nicht, diese mit ausgefeilteren Charakteren oder mehr Story-Tiefe zu füllen, in dieser Hinsicht bleibt es sich also doch treu: Die unübersehbare Oberflächlichkeit sowie ungenutzte Chancen an allen Ecken und Enden. Ein halbes Jahrhundert nach den Geschehnissen von Red Faction 1 schauen wir dem anstrebenden Bergarbeiter Alex Mason nicht nur über die Schulter, sondern steuern ihn auch. Die Earth Defense Force hat auf dem Mars eine harte militärische Ordnung etabliert, die von den Menschenrechten allerdings nicht soviel zu halten scheint. Die Lage eskaliert schließlich als Alec die Ermordung seines Bruders durch die EDF erleben muss, schließt sich letztendlich der Red Faction an und räumt nun auf dem roten Planeten ordentlich auf, trifft aber auch auf eine mysteriöse dritte Partei, die Marauder…


Von einer sinnvollen Storyentwicklung zu sprechen, wäre müßig. Es entwickelt sich vielmehr eine vorausschauende, lose Handlung mit Figuren, die nicht wirklich in Erinnerung bleiben und durch den fehlenden Spannungsbogen und nur selten aufkommende Dramatik noch eindimensionaler rüberkommen. Selbst Hauptprotagonist Alec bleibt über die gesamte Spielzeit von mindestens zwölf Stunden vor allen Dingen eines: Blass und klobig, vor allen Dingen in den gerenderten Ingame-Zwischensequenzen, die eh wie eine Schmierenkomödie mit Plastikfigürchen wirken.

Red Faction: Guerilla macht zwar kurzzeitig Spass, aber man wird das ungute Gefühl nicht los, alle Spielelemente bereits zu Anfang verbraten zu haben, denn einmal abgesehen von mehr oder weniger abwechslungsreichen Hauptaufgaben, deren Qualität aber auch sehr stark schwankt, bieten die zahlreichen Nebenmissionen nach kurzer Zeit überhaupt keine Abwechslung mehr. Fast schon zwangsläufig lässt man diese irgendwann links liegen, auch wenn die Zerstörung von scheinbar wichtigen Zielen, die Befreiung von Geiseln, Stehlen von Fahrzeugen, usw. die Moral der EDF schwächt und im Gegenzug die der Red Faction stärkt. Lediglich die Abrissmeister-Punkte sind wirklich spaßig gemacht, denn hier haben sich die Entwickler ein paar echt pfiffige Ideen einfallen lassen. Letztendlich sind es dann auch im dritten Teil wieder die enormen Zerstörungsmöglichkeiten der Geo-Mod-Engine, die den Spielspaß über den Strich der Bedeutungslosigkeit halten.

Die schlechte Nachricht zuerst: Auch die neueste Version der Geo-Mod-Engine nutzt ihre Möglichkeiten nicht vollenst, denn es gibt keine Möglichkeit, diese fernab von Gegenständen oder Gebäuden einzusetzen, obwohl immer wieder von Terraforming die Rede ist. In Teil 1 konnte man noch spielend leicht Felswände und Boden wegsprengen, wurde dort sogar geschickt ins Leveldesign mit eingebunden. Was 2001 noch möglich war, geht auf einmal trotz besserer Technik im Jahr 2009 nicht mehr? Hier fehlt dem Spiel noch ein wenig das Spielelement von Fracture, wo man die Spielwelt tatsächlich mit diesem Feature verformen konnte. Trotzdem sind die Zerstörungsmöglichkeiten sehr spaßig: Man fühlt sich tatsächlich als Abrissmeister, wenn man ganze Gebäude, Türme, usw. per aufrüstbaren Vorschlaghammer, Sprengsätze, Waffen- oder Fahrzeugeinsatz dem Erdboden gleich macht, auch wenn hier die Framerater zumindest auf der Konsole merklich in die Knie geht.

Aber ganz generell kann ich kein gutes Haar an dem Spiel lassen: Die Grafik ist zwar gut und stimmig, die Musikuntermalung sehr passend, die befreibaren Spielzonen tragen die Namen von Charakteren des ersten Spiels (z.B. Parker, Eos) – aber das war es auch fast schon. Die offene, große Spielwelt ist extrem uninteressant gestaltet. Die Fahrzeugsteuerung fühlt sich zuweilen sehr schwammig an, das Navigationssystem zeigt viel zu umständliche Wege an (auf einem ähnlich schlechten Niveau wie das Offroad-Rennspiel FUEL), wobei die Distanzen zwischen den Missionszielen immer sehr lang sind und hierdurch Spielzeit gestreckt wird. Der konsequente Wechsel von der Ego-Perspektive der Vorgänger in die Third-Person-Ansicht gepaart mit der schwachen Intelligenz der Widersacher lässt fast lediglich Schießbuden-Ballereien zu.

Wertung: 6,2/10

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