Donnerstag, 2. September 2010

Quake IV (PC-Review)

Genre: Ego-Shooter
Erschienen: 2. November 2005 für PC, 1. Dezember 2005 für Xbox360
Alterseinstufung: Keine Jugendfreigabe bzw. Ab 16 Jahren (deutsche Version)

Zurück zu den Wurzeln wollten die Oldschool-Shooter Spezialisten von Raven Software mit Quake 4 gehen, denn mit diesem Ableger wollte man neben den seit Jahren begeisterten Multiplayer-Fans auch wieder Solospieler mit einer umfassenden Kampagne ansprechen. Das klappt auch wunderbar, wobei die deutsche Version wohl einige der am stärksten geschnittenen Videospiele der letzten Jahre ist und sogar eine Freigabe ab 16 Jahren erhielt.

So ist Quake 4 kein direkter Nachfolger des reinen Mehrspieler-Vorgängers, sondern knüpft an die Handlung des zweiten Teils an, der solche Videospiele wie Half Life oder Anachronox damals mit einer hervorragenden Grafikengine versorgte. Quake 4 hingegen greift auf das Gerüst der Doom3-Engine zurück, die man neben dem Namensgegebenen Titel ebenfalls aus Prey oder Wolfenstein kennt. Jedenfalls gehörte auch Quake 4 im Jahr 2005 zur absoluten grafischen Oberklasse, denn Schauplätze, Effekte, Inszenierung und Charaktermodelle waren damals superb und lassen sich auch heute noch gut ansehen. Lediglich die Außeneinsätze fallen grafisch ab, besonders durch fiese Bitmap-Hintergründe, die an längst vergangene Artefakte der 90er Jahre erinnerten.


Aber zurück zur Story: Streitkräfte der Erde, zu denen auch Hauptprotagonist und Spielfigur Matthew Kane gehört, starten nach den Geschehnissen des zweiten Teils einen Großangriff auf den Heimatplaneten der außerirdischen Strogg. Nach dem Versuch, den Zentralrechner auszuschalten, wird der Spieler gefangen genommen und selbst zu einem Cyborg manipuliert, kämpft aber wegen der Unvollständigkeit der Stroggifikation weiterhin auf Seiten der Menschen, sieht sich aber von nun an auch großer Skepsis der Mitstreiter ausgesetzt. Die Geschichte ist zwar wie der gesamte Spielablauf alles andere als innovativ, passt aber wie der Raketenwerfer in die fiese Strogg-Visage. Die meiste Zeit bewegt man sich recht linear – mal mit, mal ohne Begleitung – durch größtenteils enge Gänge. Das einzige, was ich hier zu kritisieren habe, ist die Tatsache, dass sich so manche Tür erst nach einem bestimmten Ereignis wie von Geisterhand öffnet. Außer dem Raketenwerfer bietet das reichhaltige Waffenarsenal aber noch mehr: Blaster-Pistole, Gauntlet (nur im Multiplayer), Sturmgewehr, Pumpgun, Railgun, Raketen- und Granatenwerfer. Neben diesen Standardwaffen gibt es aber auch weitaus Abgedrehtes: Der Hyperblaster verschießt Plasmakugeln, die auch an Wänden abprallen und als Querschläger ihr Ziel treffen. Weitere Highlights in diesem Sinne sind die Nailgun, Lightning Gun oder die Dark Matter Gun.

Neben dieser Einzelspielerkampagne bietet Quake 4 aber auch wieder den obligatorischen Mehrspielermodus, der aber leider nicht an die Genialität des Vorgängers herankommt, aber dafür viele beliebte Elemente eben jenes aufgreift und Modi wie Deathmatch, Team Deathmatch, Capture the Flag, Tournament sowie Arena Capture The Flag. Außerdem lohnt sich immer wieder ein Blick in die aktive Community des Shooters, denn User stellen immer wieder neue Inhalte bereit oder verbessern vorhandenes Material wie Grafik oder Spielbarkeit.


Und nun zu den Schnitten der deutschen Version: Diese fangen nämlich bereits im veränderten Intro-Film auf, gehen weiter über komplett fehlende Darstellung von Blut, sowie Splatter sowie einen Großteil von herumliegenden Leichen bzw. gequälten Figuren. Selbst Ladebildschirme oder biomechanische Herzen, an denen man sich später heilen kann, wurden durch Metallbehälter ersetzt. Dem ganzen die Krone setzt aber ein komplett fehlender Abschnitt, der in der ungeschnittenen Version eine interaktive Operation bzw. Umwandlung am eigenen Leib ist. Die deutsche Version setzt unmittelbar nach diesem Abschnitt wieder ein, ohne eine großartige Erklärung, was denn nun überhaupt geschehen ist. In einem späteren Level stapft man anstatt durch einen in Blut getränkten Raum durch grün-bräunlichen Schleim, im gleichen Level kämpft stellen sich einem auch urplötzlich nicht mehr die feindlichen Strogg gegenüber sondern eine Art Metall-Androiden. Zu allem Überfluss sind die Schnitte letzten Endes dermaßen stark, dass sich der deutsche Ableger nicht einmal im Mehrspielermodus mit den internationalen Servern verbinden lässt. Deutsche Spieler bleiben also unter sich. Man könnte die Liste einfach völlig verärgert so weiterführen, man kann aber auch den Importhändler seines Vertrauens aufsuchen und zum kompletten Spielgenuss greifen, denn die deutsche Version macht in der Summe sehr viel weniger Spaß.


Wertung: 9,0/10

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