Genre: Ego-Shooter
Erschienen: 24. Juni 2010 für PC, PS3 und Xbox360
Alterseinstufung: USK ab 18
Einige Monate nach dem gelungenen Ego-Shooter Timeshift probiert sich endlich wieder einmal ein Genrevertreter am Thema Zeitmanipulation, diesmal aber nicht mit dem Rundum-Sorglos-Paket sondern eher unter dem Motto „Zurück in die Zukunft“. Raven Software vermischt auch hier wieder gekonnt frische Elemente mit Oldschool-Ballerspaß, fein abgeschmeckt mit einer starken Prise Bioshock und Half Life 2. Heraus kommt Singularity, einer der besten Ego-Shooter des Jahres 2010.
In diesem Jahr ist der Ego-Shooter auch ursprünglich angesiedelt, als der Elite-Soldat Nate Renko mit seiner überschaubaren Einheit per Hubschrauber zur abgelegenen russischen Insel Katorga-12. So richtig einladend ist der Ort aber keineswegs, das wird sofort am Anfang klar, als eine unübersehbare Anomalie das Fluggerät abstürzen lässt und wir erst mal auf uns alleine gestellt sind. Damit nicht genug: Bereits nach kurzer Zeit wird klar, dass hier eine bahnbrechende Entdeckung gemacht wurde: Ein neues Element, genannt E99, in seinem Potenzial atemberaubend ambitioniert, in seinen Nebenwirkungen aber fatal erweist es sich als sehr instabil, führt hier und da zu verheerenden Explosionen, Zeitverschiebungen oder gar Mutationen. Da offensichtlich zu Risiken und Nebenwirkungen kein Apotheker greifbar war, ging wohl so einiges schief auf Katorga-12. Nate findet sich kurzerhand in den 50er Jahren wieder und rettet einen Mann vor dem Feuertod, was aber schon nach der Rückkehr als verheerender Fehler in die Gegenwart sichtbare Folgen zeigt: Der Gerettete erweist sich als tyrannischer Diktator, der für die grausamen Geschehnisse verantwortlich zeichnet, nebenbei nicht nur die kleine Insel, sondern die ganze Welt von Russland aus erobert hat.
Soweit die kuriose Ausgangslage. Im weiteren Spielverlauf, der den Spieler gute 8 bis 10 Stunden beschäftigt, wird die Geschichte vor allen Dingen durch auffindbare Tonbänder, Notizen, Projektoren, wissenschaftliche Videos oder Ingame-Zwischensequenzen weitergesponnen. Die Story bleibt zwar immer interessant, ist aber bei weitem nicht so bombastisch inszeniert wie man es von größeren Produktionen heutzutage gewohnt ist und bietet darüber hinaus wenig an Charaktertiefe, dafür aber drei verschiedene Enden, die nach dem Spielverlauf logisch und konsequent sind.
Was Singularity von seinen anfänglichen Standard-Ballereien mit konventionellen, in drei Stufen aufrüstbaren (nämlich Schaden, Magazingröße, Nachladezeit) Schießprügeln wie Pistole, Maschinengewehr, Schroftlinte, Scharfschützengewehr abhebt, ist neben dem enorm effektiven Seeker das Zeitmanipulationsgerät (ZMG), das besonders hervorstechende Feature. Dieses Gerät manifestiert sich nach etwa einer Spielstunde an eurer Hand und dann geht der Spielspaß erst richtig los: Feinde lassen sich in Sekundenbruchteilen bis in den Staub altern lassen oder in Mutanten verwandeln, Zeitblasen erschaffen, Schlösser knacken, zerstörte Abschnitte wieder vollständig herstellen und umgekehrt. Hieraus besteht auch das leichte Rätseldesign des Ego-Shooters: Oftmals werden zerstörte Treppen wieder restauriert oder Kisten zuerst zerstört, um sie dann unter den Spalt eines Rolltores zu klemmen, per ZMG wird die Kiste erneuert und so das Rolltor nach oben gedrückt. An den meisten Stellen funktioniert dieses Gerät ähnlich wie die Gravity Gun aus Half Life 2, etwa dann, wenn Gegenstände wie Granaten, Munition, Fässer, usw. herangezogen werden und auch wieder weggestoßen werden können. Diese Möglichkeiten bringen ein wenig Taktik ins düstere Abenteuer.
In den streng linearen Levels stellen sich clevere Soldaten, die jede Deckung nutzen, aber auch viele hirnlose, heranstürmende Mutanten sowie etwas nervige Krabbelkäfer dem Spieler entgegen. Neben diesen Standardgegnern gibt es aber auch zwei Bosskämpfe, die gut inszeniert sind, aber auch überaus leicht zu meistern sind, wobei immer bedacht werden muss, dass sich die Lebenskraft nie von selbst wieder regeneriert, sondern wie früher mit gefundenen Healthpacks. Dafür verantwortlich sind aber auch die nützlichen Aufrüstmöglichkeiten der Waffen sondern auch der Spielfigur an vorgegebenen Maschinen durch gefundenes E99, etwa Energie für das ZMG, Lebenspunkte, Verteidigung, usw.. Wer die Möglichkeit hat, sollte trotz der guten deutschen Sprachausgabe zu einer ungeschnittenen, importierten Fassung greifen, denn die deutsche Version Singularity kommt mit einigen Veränderung daher: Bluteffekte wurden stark entfernt, abtrennbare Gliedmaßen gibt es nur bei Mutanten, usw..
Technisch fühlt sich der Ego-Shooter mehr als solide an, obwohl die Grafik durch eine mittlerweile angestaubt wirkende Unreal Engine 3 nicht mehr ganz mit den Referenztiteln mithalten kann, viele Texturen laden erst spät nach, wirken auf Konsolen matschiger als auf dem PC. Dafür läuft das Geschehen jederzeit flüssig ab und die Effekte, die vom ZMG hervorgerufen werden, sehen immer relativ spektakulär aus. Auch die genretypische Steuerung funktioniert bei den routinierten Entwicklern wie gewohnt gut. Im Mehrspielermodus mit Menschen und Mutanten gibt es gewohnte Standardkost, die gerne vernachlässigt werden darf.
Wertung: 8,1/10
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