Donnerstag, 17. März 2011

The Westerner 2 (PC-Review)


Genre: Point & Click Adventure
Erschienen: 19. März 2009 für PC
Alterseinstufung: USK ab 12

Wir erinnern uns zurück: Als The Westerner 2003 erschien, keimte - gerade erst durch Runaway wieder entfacht – neue Hoffnung für das Genre der Point & Click Adventure auf. Auch das lustige Western-Abenteuer mit Fenimore Filmore, das vom Stil her sehr an Toy Story erinnerte, hatte bis auf aufgesetzte Möhren-Einlagen seinen Anteil an diesem Aufschwung. Was nach einem Startschuss aus der Spielspasspistole für eine neue Reihe mit dem schusseligen Cowboy war, wurde unlängst vom Nachfolger The Westerner 2 wieder zu Grabe getragen, denn das ist nicht weniger als eines der schlechtesten Genre-Vertreter aller Zeiten.

Dabei macht der Anfang direkt unmissverständlich klar, dass man sich von den Eigenheiten und Stärken des ersten Teils verabschiedet hat. The Westerner 2 möchte nämlich ernst genommen werden, was bereits in der ersten Sequenz komplett in die Hosen geht. Die beiden spielbaren Charaktere Fenimore, bekannt aus dem ersten Teil, sowie seine Freundin Rhiannon, werden ganz unfreiwillig Zeugen eines Mordes. Von nun an geht es irgendwie um einen Schatz und um eine Bande fieser Halunken, ein völlig überflüssiger Trapper, der Tipps geben soll, hilft dabei, erträgt das Dargebotene aber auch lediglich wie unter Valium-Einfluss wirkend. Im Spielverlauf erfährt man, dass es am Whiskey liegt. So genau weiß man das leider nicht, denn der Versuch eines Geschichtsaufbaus und alle Figuren bleiben so blass, oberflächlich, unwitzig und unsympathisch, dass einfach nichts hängen bleibt. Nicht mal beinharten Trash-Fans dürften diesem laschen Versuch von Geldmacherei etwas abgewinnen. Ok, das stimmt nicht ganz: Das Cowgirl Rhiannon tritt einem Pferd mit Schmackes in die Leisten – welch großartige Heldentat – und das Mordopfer buddeln wir nach kurzer Zeit wieder aus seinem geschaufelten Grab aus, um es auf ein Pferd zu setzen. Aber mehr bleibt in den zwei bis allerhöchstens drei Stunden Spielzeit tatsächlich nicht hängen, die man problemlos auch ohne jegliche Lösungshilfen absolviert.

Die Schauplätze lassen sich locker an zwei Händen abzählen, auch wenn durch die pure Langeweile und Amateurhaftigkeit dieses Machwerks unweigerlich vier Finger eingeschlafen sind und sich nur noch durch unbeholfenes Hämmern auf die hakelige Maus- und Tastatursteuerung wieder aufwecken lassen. Man bleibt nicht nur ständig irgendwo hängen, auch die genretypisch eigentlich einfach zu meisternde Aufnahme von Gegenständen wird zur umständlichen Arbeit, das liegt zum einen an der allgegenwärtigen Schwammigkeit und Ungenauigkeit, zum anderen an den vollkommen dilettantischen Perspektivwechseln der Kamera. Da die Rätsel aber vollkommen unlogisch sind, kommt es dem Spieler geradezu entgegen, dass sowieso nur so wenige Interaktionsmöglichkeiten gegeben sind, dass man irgendwann zwangsweise auf die Lösung kommt – egal wie wenig sie mit gesundem Menschenverstand nachvollziehbar ist. Als absoluter Tiefpunkt kommen noch vollkommen überflüssige wie genauso grausam steuerbare Schießeinlagen aus der 3rd-Person-Ansicht daher, niemand braucht Actioneinlagen in Point & Click Adventures. Dagegen wirken selbst Schusswechsel in völlig verkorksten Shootern wie dem miesen Damnation als das Maß aller Dinge…


Die Technik passt sich dem allgemein offensichtlichen Schnellschuss an, denn grafisch hat man sich erst gar nicht die Mühe gemacht, einfach eine fast zehn Jahre alte Grafikengine genommen, mit Shadern so peinlich überzogen, dass die Matschigkeit der Texturen nicht mehr zu übersehen ist. Einfach nur hässlich. Das zieht sich durch das gesamte Spiel: Schauplätze, Objekte, Figuren – alles wirkt um ein Vielfaches schlechter als das, was schon seit Monkey Island 4 Standard sein sollte: Eine einigermaßen annehmbare 3D-Optik. Sound sowie Musik existieren fast gar nicht, die Sprachausgabe fährt zumindest theoretisch mit durchaus professionellen Sprechern auf, die allerdings hörbar auch keine großartige Lust an The Westerner 2 hatten und hier lediglich schmutziges Geld für eine schnelle Auftragsarbeit kassiert haben dürften.

Fazit: The Westerner 2 ist ein schlecht gezielter Adventure-Schnellschuss im Wilden Westen. Alles was der Vorgänger noch richtig gemacht hat, wurde hier auf ganzer Linie in den Staub gesetzt.

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