Samstag, 7. April 2007

Infernal (PC-Kritik)




Genre: 3rd-Person-Shooter 
Erschienen: 2007 für PC & Xbox360 
Alterseinstufung: USK ab 18

Infernal sind ein dänisches Dance-Music-Duo aus Kopenhagen (...), das mit der Techno-Version des russischen Liedes Kalinka gleich den ersten nationalen Hit enthielt. Für dieses Album erhielten sie einen dänischen Grammy. – Moment, wikipedia ist doch echt manchmal für die Tonne! Infernal heißt das neueste der Macher der durchwachsenen Schleichtshooter Gorky Zero und Aurora Watching. Infernal setzt allerdings das Augenmerk deutlich mehr auf Action mit einem neuen Hauptprotagonisten der frappierend an Ryan Reynolds (Blade Trinity) erinnert. Eins vorab: So durchwachsen wie die beiden Vorgänger-Spiele und Blade Trinity ist Infernal bei weitem nicht. Ganz im Gegenteil!


Arbeitslosigkeit ist ein Problem der heutigen Gesellschaft, auch Spielehelden bleiben davon nicht verschont. Ryan Lennox, seines Zeichens ehemaliger Spezialagent im Dienste Gottes (EtherLight). Gemütlich genießt er wie viele andere Sozialschmarotzer das schöne Leben, sitzt mit einer alten Kollegin in einer Bar, als plötzlich sein Handy klingelt. Ein dunkle Stimme ertönt: „Mister Lennox, sie leben ja noch. Das freut mich“ – ein Hubschrauber kreist über der Bar und schon kann die Party losgehen. Adieu Hartz-IV, jetzt wird wieder geackert und malocht denn der neue Arbeitgeber wartet schon.


Die Story gehört zwar nicht zu den großen Stärken von Infernal, ist jedoch mal was anderes: Arbeitsloser Engel wird vom Teufel engagiert. Ein ganz große Stärke ist jedoch die Technik: Knackige Texturen, feine Effekte und fette Explosionen – und das alles läuft sogar noch auf Einsteiger-PC´s. In diesem Punkt muss man die Entwickler loben, wenn man bedenkt dass man für ein Großteil grafisch gleichwertiger Titel mindestens schon mal einen Prozessor jenseits der 3 Gigahertz-Grenze benötigt. Die Perspektive erinnert direkt an Genre-Referenzen wie Gears of War oder Resident Evil 4. Anfangs bewegt man sich ausschließlich in dunklen Kellergewölben, später allerdings gibs richtig große Levels. Diese sind zwar stets linear, es gibt meist nur einen Weg zum Ziel.


Ist Infernal nun ein Grafikblender? Nur ganz selten, denn im Verlaufe des Spiels schleicht sich ein bisschen Routine ein, hier in Deckung gehen und Soldaten wegknallen um ihnen die Seele aus dem Leib zu entziehen was wiederum gut für die Lebensanzeige und Munitionsnachschub ist. Das Leveldesign ist größtenteils unglaubwürdig, aber daran sollte man sich nicht weiter stören denn der Titel stellt keine Ansprüche an Realismus und Logik. Größtenteils kann man aber eindeutig sagen: Nein! Denn das Spiel zeigt so viele gute Ideen, so viele atmosphärische Wow-Momente, freche Dialoge, Zwischensequenzen en masse und viele einfallsreiche und fordernde Bossgegner wie man sie schon seit langem nicht mehr gesehen hat. Dazu kommen noch die sinnvollen Kräfte ins Spiel, natürlich alles auf Kosten von Mana, dieses bekommt er von seinem neuen Arbeitgeber Lucius Black gesponsert. Hält man die rechte Maustaste gedrückt erhöht sich die Feuerkraft. Telekinese und Teleportation nehmen im weiteren Spielverlauf eine wichtige Rolle ein: So besiegt man einen Bossgegner nur, wenn man sich geschickt hinter seinen Rücken teleportiert, später hat man sogar eine 3-fach-Teleportation drauf, was die Gegner völlig in den Wahnsinn treibt. Mit der Telekinese kommt man an schwer erreichbare Stellen, dann werden einfach ein paar große Kisten aufeinander gestapelt und schwups ist man da. Am sinnvollsten ist diese Kraft allerdings bei besonders harten Gegnern, besonders bei den gut geschützten mit Flammenkanone, die selbst mehrere Salven aus dem Raketenwerfer standhalten. Befördere ich sie allerdings per Telekinese mehrere Meter in die Höhe um sie dann wie einen Stein fallen zu lassen hat man Munition und Nerven gespart. Diese Momente sind es, die Infernal von den Standard-Shootern abhebt.

Sehr gefallen hat mir auch ein Abschnitt auf dem Flugzeugträger: Keine Kräfte, nur wenig Lebensenergie, so gut wie gar keine Munition, forderne Gegner, der Missionsablauf im Allgemeinen und zum krönenden Abschluss der fette Bossfight – mein Highlight dieses Spiels. Wer übrigens das Feature mit dem Seelen-Aussaugen nervig findet sollte mal No One Lives Forever 2 oder Blood Omen 2 zocken, das ist richtig nervig. Der Atmosphäre tut es in Infernal sogar gut, besser als haufenweise im Level verstreute Medipacks. Für die vergleichsweise vielen Möglichkeiten bietet das Game darüber hinaus eine komfortable Steuerung, die man schon schnell verinnerlicht hat. Nur in hektischen Feuergefechten kam sie mir ein bisschen schwammig vor. Das Geschehen lässt sich jederzeit speichern, sogar während der Bosskämpfe. Kleiner Wehrmutstropfen ist nach knapp 10 Stunden Spielzeit das nicht vorhandene Outro was meiner Meinung nach zu jedem Spiel gehört. Daran versagen aber in den letzten Monaten fast alle Spiele mit Ausnahme von Prey. Man kann nur ganz schnell auf eine Fortsetzung hoffen, es gibt sicherlich noch viel zu erledigen für Ryan.



Fazit: Infernal ist das erste Actionhighlight 2007, mit herrlichen Bosskämpfen, toller Grafik und einer spannenden Atmosphäre. Eine echte Überraschung.

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