Montag, 11. August 2008

Edna bricht aus (PC-Review)

Genre: Point & Click Adventure
Erschienen: 5. Juni 2008 für PC (NDS-Version in Planung)
Alterseinstufung: Freigegeben ohne Altersbeschränkung gem. § 14 JuSchG

Unverhofft kommt gern und oft - das war bislang noch nicht das Motto für das Videospieljahr 2008. Und dann kommt da so ein minimalistisch präsentiertes, unscheinbares Adventure daher und entpuppt sich mal gerade eben so als das Beste seines Genres seit Monkey Island 3 vor gut und gerne 10 Jahren...

Wer beim Titel erstmal gedankenverloren an eine Vulkanausbruchssimulation denkt, wird vermutlich enttäuscht sein. Edna, die eine spielbare Person, findet sich zusammen mit ihrem blauen Stoffhasen Harvey in einer ungemütlichen Gummizelle wieder. Der Stoffhase kann übrigens reden und ist das sarkastische Element im Spiel mit Potenzial zum Kultobjekt der Begierde. Wie und warum und überhaupt was das alles soll - das gilt es in der 15-stündigen Spielzeit mit eiden Charakteren herauszufinden. Gelingt ihnen die Flucht aus der Irrenanstalt voller skuriller Verrücktheiten und wie geht es erstmal weiter, wenn der Ausbruch geschafft ist? In jedem Fall hat der Spieler die Möglichkeit, zwischen 2 Enden zu wählen.










"Edna bricht aus" zeigt sich zu jeder Zeit und in jeder Hinsicht als ein Vertreter des beliebten Abenteuer-Genres, das dereinst Mitte der 90er Jahre die Videospielszene beherrschte und knüpft in Sachen Humor ohne Probleme an große Klassiker wie "Day of the Tentacle" und "Monkey Island" an, u.a. auch mit dem ein oder anderen gelungenen Seitenhieb. In jedem Fall ist das Spiel aber das absolute Beste unter der neu entflammten Adventure-Welle. Nicht nur die Skurrilität und Unverbrauchtheit des Szenarios und die abgedrehten Charaktere tragen ihren Anteil dazu bei. Auch das Rätseldesign und Dialoge präsentieren sich qualitativ auf einem sehr hohen Niveau wie man es eben schon so viele Jahre nicht mehr gesehen hat - trotz "Ankh", "Jack Keane" oder "Sam & Max: Season 1"! Die Stichworte "Spielentwickler-Selbsthilfegruppe", "Droggelbecher" und "Alumann" sind nur wenige der enormen Highlight-Dichte. Größter Pluspunkt ist ohne Zweifel die hohe Interaktivität, an dem es den meisten neuen Genrevertretern so oft mangelt: Zu so gut wie jedem Gegenstand lassen sich zig komische Kommentare ablassen und Kombinationen ausfrickeln. Ausprobieren lohnt sich also. Klassiker-Freunde freuen sich auch über die Bildschirmanzeigen der alten Schule, die ebenfalls neben des Rätsels Lösung zum Ausprobieren anreizen.










Technisch ist der Titel ein etwas zweischneidiges Schwert: Die einen nennen die Optik liebevoll von Hand gezeichnet, die anderen werden es als minimalistisches Java-Spiel abstempeln. Dazu sind die Animationen auch noch sehr minimalistisch gehalten, viele Aktionen werden nur angedeutet und spielen sich so gezwungenermaßen im Kopf ab. Dafür läuft das Spiel auch schon auf einem sehr alten PC der 1 Ghz-Klasse, übrigens auch im Fenstermodus. Die Musikuntermalung ist ebenfalls minimalistisch gehalten, dafür sind die Sprecher bis auf wenige Ausnahmen sehr gut gewählt (besonders Harvey und Edna machen ihre Sache wirklich sympathisch und hervorragend). Gesteuert wird komplett mit der Maus, die wichtigen Objekte sind recht gut sichtbar, sodass ein mühsames Absuchen des Bildschirms ausbleibt. Nervig sind eigentlich nur die längeren Laufwege, das ändert sich aber nach dem Erhalt des Generalschlüssels. Als Fazit kann und muss man einfach festhalten, dass wirklich jeder, der sich für Humorvoll hält und Fan des Genres ist, dieses Spiel zulegen soll. Bei uns ergattert es direkt mal einen Spitzenplatz!



Wertung: 9,2/10

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