Freitag, 26. Oktober 2012
Dienstag, 9. Oktober 2012
Neue Tätigkeit bei dlh.net
Liebe Leserinnen und Leser,
am heutigen Tag wende ich mich mit einer erfreulichen Ankündigung an Euch:
am heutigen Tag wende ich mich mit einer erfreulichen Ankündigung an Euch:
Seit jeher ist der Internetauftritt von dlh.net für Videospieler eine lohnenswerte Anlaufstelle und weiß mit Artikeln, Cheats, Komplettlösungen, Patches und Updates, usw. ein breites Publikum für sich zu begeistern. Ab sofort bin ich als Spieletester für diese Seite tätig und werde meine Artikel exklusiv dort veröffentlichen. Ich freue mich auf eine erfolgreiche, spaßige Zusammenarbeit.
Das erste Testmuster zu einem der meist diskutierten Titel dieses Jahres dürfte noch in dieser Woche bei mir eintreffen.
Freitag, 5. Oktober 2012
Anachronox (PC Review)
Genre: Rollenspiel
Erschienen: 10. Juli 2001 für PC
Alterseinstufung: USK 12
Mit Quake 2 fing es 1997 an und mit Anachronox im Jahr 2001
dürfte eines der letzten wenn nicht sogar das letzte erwähnenswerte Videospiel
auf Basis der idtech 2 veröffentlicht worden sein. Doch während sich idtech 6
bereits für Doom 4 und Quake 5 in Entwicklung befindet habe ich mir 11 Jahre
später einmal die Zeit genommen um eines der skurrilsten Werke der Polygon-Ära
durchzuspielen.
Wieso also geht man im Jahr 2012 hin und installiert ein
technisch derart veraltetes Rollenspiel auf der Festplatte? Die Antwort
erscheint mir einfach, denn die Zeit war einfach gekommen nachdem ich mein
Exemplar schon vor gefühlten 10 Jahren am Grabbeltisch gekauft hatte –
wahrscheinlich war es sogar genau so. Seitdem zwinkerte mir Hauptfigur Sly
Boots in seiner charmant-sarkastischen Art und Weise von der Verpackung zu dem
ich jetzt einfach nicht mehr widerstehen konnte. Und hätte ich und viele andere
schon damals am Veröffentlichungstag erkannt, gespielt und berichtet wie
außergewöhnlich toll dieser Titel ist, wäre der Nachfolger Anachronox Prime
vielleicht sogar noch erschienen. Bei Anachronox handelt es sich nämlich
lediglich um den Beginn eines epischen Abenteuers, dafür spricht nicht nur die
hastige Veröffentlichung kurz vor Schließung des Studios Ion Storm in Dallas.
Die amerikanischen Entwickler hatten nämlich bereits im Vorfeld gleich 4 der
heißesten Videospiel-Eisen im Feuer: Daikatana unter der Leitung von John
Romero, Deus Ex von Warren Spector, außerdem das nie erschienene Doppelganger.
Und natürlich Anachronox von Tom Hall, das erst über 3 Jahre nach dem
ursprünglich angedachten Release-Datum ziemlich unfertig erschien. So dürfte
insbesondere der Zustand von Version 1.0 zu den schlechten Verkaufszahlen
beigetragen haben, denn auch noch aktuell plagen einige Fehler das Erlebnis, was
es mitunter schon zur Herausforderung macht überhaupt den Startbildschirm zu
sehen oder wichtige Aufträge abzuschließen um in der fantastischen Story
voranzukommen. Hilfreiche Lösungsansätze dieser Probleme habe ich bereits in
der Vergangenheit hier und da zusammengefasst. Darüber hinaus freuen sich
deutsche Spieler über eine wirklich gelungene Textübersetzung, nicht nur
Untertitel werden so eingedeutscht sondern auch beinahe alle Anzeigen im Spiel.
Wenn man als Spieler nach 25 bis 30 Stunden im Nachhinein
über die fantastisch präsentierte Geschichte mit seinen verrückten Vorkommnissen
vor und nach den tollen Zwischensequenzen, außergewöhnlichen Perspektiven, abgedrehten
Charakteren, skurillen Dialogen oder dem grandiosen Humor sinniert ist es auch
in der hier dargelegten Textform nicht einfach seine Begeisterung zu zügeln,
insbesondere im Hinblick auf eine schon damals hoffnungslos veraltete
Technikbasis. Auch als Film funktioniert der Titel daher überragend, wie man an
Jake Hughe´s Preisgekröntem Zusammenschnitt nachvollziehen kann. Wirken
Szeneriestisch ähnlich angelegte Science-Fiction-Cyberpunk-Spiele wie Blade
Runner oder Mass Effect noch ernsthaft unterkühlt, dominieren bei Anachronox
vollkommen gegenteilige Gefühle von wohliger Wärme obwohl es auch hier um
nichts geringeres als die Rettung der Galaxie rund um den Planeten Anachronox geht.
Und wer käme besser dafür in Frage als ein abgehalfteter Privatdetektiv, der in
der Anfangssequenz durch das Fenster seines schäbigen Büros geschmissen wird.
Härter als gewollt auf dem Boden der Tatsachen gelandet sucht der
Hauptprotagonist Sly Boots nach einem Job um seine Schulden tilgen zu können –
selbst dieser Umstand wird nicht vernachlässigt sondern ist ein weiteres
wichtiges Puzzleteil der verzwickten Story. Selbst der unscheinbare Barkeeper,
ein stillgelegter Roboter namens PAL, der in die Spielwelt eingebundene
Mauszeiger Fatima und der erste Auftraggeber sogleich Gruppenmitglied
Grumpos spielen bereits eine ungemein wichtige Rolle. Mit ihm zusammen lautet
der erste große Auftrag das mysteriöse Mystech zu ergründen, von dem überall in
Anachronox die Rede ist. Nachdem dieser Job für Sly nach einer Begnung mit dem
Untergrundboss Detta bereits erledigt scheint, beginnt eine völlig famose Schnipseljagd
durch die ganze Galaxis. Und dabei spielt Sly´s Vergangenheit eine ganz wichtige
Rolle.
Im Kern handelt es sich bei Anachronox um ein relativ
lineares Rollenspiel aus der Verfolgerperspektive. Man hat weder Einfluss- oder
Entscheidungsmöglichkeiten auf etwaige Charakterwerte oder gar den Verlauf der
Geschichte, Spielfiguren können aber mit gesammelten Gegenständen und Waffen
ausgerüstet werden. Zusammen mit zwei von sechs möglichen Mitstreitern streift
er durch die übersichtlichen Areale, handelt mit Ware, nimmt Aufträge an,
knipst Fotos, sammelt Objekte, führt außerhalb der Zwischensequenzen nicht
vertonte Text-Dialoge, drückt vorzugsweise Knöpfe oder Türen und kämpft taktisch
in einer Art rundenbasiertem Echtzeitsystem u.a. gegen große Teddybären,
Mafiosi oder Mutanten. Hier kommen nicht nur die abgedrehten Waffen zum
Einsatz, sondern je nach Spielfigur auch besondere Eigenschaften die sich im
Laufe des Abenteuers noch verbessern können. Beispielsweise schlägt Grumpos vornehmlich
mit seinem Kampfstab zu und beweist sich alternativ noch als Großmeister des
Jammerns. Diese Fähigkeit erfüllt ihre Dienste aber auch außerhalb des
Kampffeldes, wird dann aber wie die Besonderheiten der anderen Charaktere mit
mehr oder weniger simplen Minispielchen aktiviert. Sly kann Schlösser knacken,
PAL Systeme hacken, Rho analysieren, Paco komplett ausflippen, Stiletto ihrem
Namen alle Ehre machen und der Planet Democritus weit entfernte Gegenstände
einsacken. Richtig gelesen, zu den Teammitgliedern gehört ein Planet. Wie es
dazu kommen kann? Man muss es erlebt haben…
Während sich die abwechslungsreichen Hauptaufträge gut
einfügen, bestehen optionale Nebenmissionen aus Sammelaufgaben und können
vernachlässigt werden zumal sie im Tagebuch nicht aufgenommen werden.
Stattdessen bezieht Anachronox einen Großteil seiner Faszination aus der
Spielwelt: Hinter jeder Ecke könnte etwas versteckt sein, jede Figur hat etwas
Interessantes zu erzählen. So wirkt jeder Schauplatz trotz der hoffnungslos
veralteten Technik absolut lebendig und glaubwürdig. Dieses Auskundschaften ist
dabei Mittel zum Zweck, denn eine hilfreiche Kartenfunktion fehlt. Überhaupt
wird dem Spieler hier nichts geschenkt, es wird relativ wenig über die
Spielmechaniken erklärt und auch das Tagebuch beschränkt sich auf absolute
Notwendigkeiten. Trotzdem ist immer ein gewisser roter Faden vorhanden, die
nächste Hauptmission immer im Auge: Seien es nun waschechte Kriminalfälle wie
die Aufklärung eines Diebstahls, Kindesentführung, der ungesehenen Beschattung einer
Spielfigur oder dem Orakel eine stinkende Socke zum Kauen vorzulegen.
Auch auf der technischen Seite gilt Anachronox als
Spezialfall, denn während Fachwelt und ihre Gefolgschaft bereits über
Vorabpräsentationen von Doom 3 mit ihrer neuen id-Technologie sämtliche Sinne
verlor, sah der Titel plötzlich steinalt aus. Doch wie schwache Texturen
gepaart mit gröbster Klobigkeit hier durch fantastisches Design in filmreifer
Präsentation, enorme Detailverliebtheit, witzigen Animationen sowie Mimik und
Gestik der Figuren übertroffen werden sucht seither ihresgleichen. Vor allen
Dingen tragen beide letztgenannten noch überaus positiv zum Kultstatus bei,
denn dadurch gewinnt Anachronox enorm an Glaubwürdigkeit ihrer ohnehin schon
ausgefallenen Charaktere. Ebenso weiß eine immer wieder qualitativ verblüffende
englische Sprachausgabe zu überzeugen, im Zusammenspiel mit jederzeit passender
Musikuntermalung ein weiterer von unzähligen Pluspunkten des Abenteuers. Selbst
die Steuerung funktioniert beinahe tadellos und ist schnell erlernt.
Fazit: Was damals so unscheinbar und von vielen unentdeckt
im Jahr 2001 veröffentlicht wurde, ist heute ein absolut einmaliges Kultspiel
mit vielen fantastischen Momenten trotz einer hoffnungslos veralteten
Technikbasis. Wer auf abgefahrene Videospiele steht, sollte es einmal gespielt haben - egal wie viele Jahre nach der Veröffentlichung.
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