Genre: Point & Click Adventure
Erschienen: Retail-Fassung 9. November 2010 für PC, außerdem für Mac OS X, PS3, Wii, iOS
Alterseinstufung: USK 0
Offizieller oder inoffizieller fünfter Teil – das kann doch
dem mächtigsten Piraten der Karibik egal sein: Monkey Island erfährt mit
Telltale´s Tales of Monkey Island eine viel beachtete Rückkehr des
Genre-Freibeuters. Die fünf Download-Episoden wurden nunmehr zusammengeschnürt
und gehen freiwillig sowie kostengünstig über die Planke direkt auf die
Festplatte.
Gestatten: Guybrush Threepwood, mächtiger Pirat! |
Guybrush Threepwood, selbst ernannter mächtiger Pirat wie er
gern zu betonen pflegt, findet sich in der Eröffnungssequenz mit seiner entführten
Liebsten Elaine und seinem Todfeind, dem Geisterpiratenkapitän Le Chuck,
inmitten der karibischen See wieder. So weit, so bekannt. Und auch das was
anschließend geschieht verwundert einen Abenteuer-Veteranen nicht wirklich und
ist typisch für Monkey Island vollkommen absurd. Pocken, Malzbier, ein Säbel
sowie explosive Pulverfässer spielen dabei eine wichtige Rolle. Lange Rede,
kurz immer wiederkehrender und zusammengefasster Unsinn der fünf Episoden: Das
Böse geht in Guybrush´s Hand über, die von nun an allerhand Chaos stiftet und
zwielichtige Gestalten auf den Plan ruft. LeChuck hingegen scheint von seinem
Fluch befreit und führt offensichtlich nur noch Gutes im Schilde, was Elaine
besonders imponiert. Die Geschichte wird mit zahlreichen witzigen Dialogen in
noch witzigeren Situationen erzählt, da bleibt kein Auge trocken. Doch selbst
Gevater Tod spielt noch eine wichtige Rolle, was leider die Qualität zum Ende
hin abfallen lässt. Auf dem Weg dorthin trifft der Tolpatsch auf viele neue und
bekannte Charaktere, beispielsweise Stan, die Voodoo-Lady und natürlich dem
redseligem Totenkopf Murray…
Wenn es um ihren Liebsten geht, kennt Elaine kein Pardon. |
Vom Spielablauf her bleibt Tales of Monkey seinen
Freibeuterstiefeln treu mit zahlreichen ausgewogenen Rätseln, Dialogen sowie
Suchmärschen nach bestimmten Objekten, die dann mit dem dazu passenden Pendant
in der Spielwelt zugefügt oder im Inventar noch mal untersucht werden dürfen.
Entwickler Telltale bleibt seiner Linie also treu, ein entscheidender Pluspunkt
gegenüber Sam & Max sind nun auch Kopfnüsse innerhalb des Inventars,
vornehmlich um Gegenstände zusammenzufügen. Dabei wird aus allen Kanonen
abgefeuert, was der verquerte Ideenreichtum hergibt. Dabei ließ man sich nicht
lumpen um mehr als offensichtliche Anspielungen einzubauen, seien es nun die
vier Vorgängerspiele, das Eiskalte Händchen der Addams Family oder Fluch der
Karibik. Was in den ersten drei Episoden trotz schwachem Widersacher De Singe noch
wunderbar zündet und im Mittelstück Lair of the Leviathan seinen Höhepunkt inklusive
Grimassenduell erwartet, ebbt danach leider spürbar ab. Ist das gelungene
Rätsel der Gerichtsverhandlung noch auf gleich bleibendem Niveau, verzettelt
sich das Abenteuer von nun an in nervigen Wiederholungen sowie stupidem Hin-
und Her zwischen den Schauplätzen, die ohnehin sehr überschaubar geraten sind.
So bleibt die kleine Hafeninsel Flotsam der ersten Episode auch nachfolgend als
regelmäßiger Anlaufpunkt erhalten.
Le Chuck hat die Pocken... |
Diskussionsstoff der nicht so humorvollen Art bietet die
technische Seite inklusive einer handvoll misslungener Stilbrüche. Und diese
fangen bereits beim Hauptprotagonisten an, nämlich einem kantigem Guybrush
Threepwood mit pubertärem Kinnbart, was ziemlich dämlich aussieht. Auch bei
seiner normalen Kleidung hat man sich nicht allzu viele Mühe gegeben, zumindest
wirkt er aber nicht mehr so tuntig wie noch in Teil 4. Der Grafikstil allgemein
ist eine Mischung aus Teil 3 und 4 mit dem typischen Telltale-Look, den man
bereits aus Sam & Max kennt. Dafür wirkt Tales of Monkey Island um einiges
detaillierter und sauberer. Nicht nur Serienfans vermissen das berühmte
Scumm-Interface, so dass trotz aller Witzigkeit viele Möglichkeiten ungenutzt
bleiben. Krampfhaft wirkt weiterhin eine direkte Steuerung, die Guybrush
bestenfalls zur gewünschten Aktion verleitet und im schlechtesten und viel zu
häufigsten Fall sich die Spielfigur um die eigene Achse drehen lässt, an
Gegenständen hängen bleibt oder den Spielbildschirm in eine völlig andere
Richtung verlassen lässt. Angenehmes Point-&-Click-Feeling in karibischer
Kulisse wird durch diese Faktoren immer wieder gestört. Einen Pluspunkt
ergattert der Sound inklusive Musik, auch wenn das Affengeräusch beim Starten
des Programms schmerzlich vermisst wird. Wer das Ambiente der Vorgänger schon
mochte, der macht auch mit der deutschen Sprachausgabe nichts falsch, denn Norman
Matt konnte als Guybrush-Synchronstimme wieder gewonnen werden. Auch die
Synchronisation von Elaine, LeChuck, der Voodoo-Lady und Murray hört sich
wundervoll vertraut an.
Fazit: Tales of Monkey Island ist eine überraschend gelungene
Fortsetzung der Piratenwitz-Kanone, die in den ersten viereinhalb Episoden fast
zum derzeit Besten des Genres gehört. Ab dann flacht der Spaß spürbar ab, was
bleibt ist ein gutes Abenteuer, das mit Situationskomik, Wortwitz und
Kopfnüssen punktet.
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