Montag, 28. Mai 2012

Tales of Monkey Island Review (PC)


Genre: Point & Click Adventure
Erschienen: Retail-Fassung 9. November 2010 für PC, außerdem für Mac OS X, PS3, Wii, iOS
Alterseinstufung: USK 0


Offizieller oder inoffizieller fünfter Teil – das kann doch dem mächtigsten Piraten der Karibik egal sein: Monkey Island erfährt mit Telltale´s Tales of Monkey Island eine viel beachtete Rückkehr des Genre-Freibeuters. Die fünf Download-Episoden wurden nunmehr zusammengeschnürt und gehen freiwillig sowie kostengünstig über die Planke direkt auf die Festplatte.

Gestatten: Guybrush Threepwood, mächtiger Pirat!
Guybrush Threepwood, selbst ernannter mächtiger Pirat wie er gern zu betonen pflegt, findet sich in der Eröffnungssequenz mit seiner entführten Liebsten Elaine und seinem Todfeind, dem Geisterpiratenkapitän Le Chuck, inmitten der karibischen See wieder. So weit, so bekannt. Und auch das was anschließend geschieht verwundert einen Abenteuer-Veteranen nicht wirklich und ist typisch für Monkey Island vollkommen absurd. Pocken, Malzbier, ein Säbel sowie explosive Pulverfässer spielen dabei eine wichtige Rolle. Lange Rede, kurz immer wiederkehrender und zusammengefasster Unsinn der fünf Episoden: Das Böse geht in Guybrush´s Hand über, die von nun an allerhand Chaos stiftet und zwielichtige Gestalten auf den Plan ruft. LeChuck hingegen scheint von seinem Fluch befreit und führt offensichtlich nur noch Gutes im Schilde, was Elaine besonders imponiert. Die Geschichte wird mit zahlreichen witzigen Dialogen in noch witzigeren Situationen erzählt, da bleibt kein Auge trocken. Doch selbst Gevater Tod spielt noch eine wichtige Rolle, was leider die Qualität zum Ende hin abfallen lässt. Auf dem Weg dorthin trifft der Tolpatsch auf viele neue und bekannte Charaktere, beispielsweise Stan, die Voodoo-Lady und natürlich dem redseligem Totenkopf Murray

Wenn es um ihren Liebsten geht, kennt Elaine kein Pardon.
Vom Spielablauf her bleibt Tales of Monkey seinen Freibeuterstiefeln treu mit zahlreichen ausgewogenen Rätseln, Dialogen sowie Suchmärschen nach bestimmten Objekten, die dann mit dem dazu passenden Pendant in der Spielwelt zugefügt oder im Inventar noch mal untersucht werden dürfen. Entwickler Telltale bleibt seiner Linie also treu, ein entscheidender Pluspunkt gegenüber Sam & Max sind nun auch Kopfnüsse innerhalb des Inventars, vornehmlich um Gegenstände zusammenzufügen. Dabei wird aus allen Kanonen abgefeuert, was der verquerte Ideenreichtum hergibt. Dabei ließ man sich nicht lumpen um mehr als offensichtliche Anspielungen einzubauen, seien es nun die vier Vorgängerspiele, das Eiskalte Händchen der Addams Family oder Fluch der Karibik. Was in den ersten drei Episoden trotz schwachem Widersacher De Singe noch wunderbar zündet und im Mittelstück Lair of the Leviathan seinen Höhepunkt inklusive Grimassenduell erwartet, ebbt danach leider spürbar ab. Ist das gelungene Rätsel der Gerichtsverhandlung noch auf gleich bleibendem Niveau, verzettelt sich das Abenteuer von nun an in nervigen Wiederholungen sowie stupidem Hin- und Her zwischen den Schauplätzen, die ohnehin sehr überschaubar geraten sind. So bleibt die kleine Hafeninsel Flotsam der ersten Episode auch nachfolgend als regelmäßiger Anlaufpunkt erhalten.

Le Chuck hat die Pocken...
Diskussionsstoff der nicht so humorvollen Art bietet die technische Seite inklusive einer handvoll misslungener Stilbrüche. Und diese fangen bereits beim Hauptprotagonisten an, nämlich einem kantigem Guybrush Threepwood mit pubertärem Kinnbart, was ziemlich dämlich aussieht. Auch bei seiner normalen Kleidung hat man sich nicht allzu viele Mühe gegeben, zumindest wirkt er aber nicht mehr so tuntig wie noch in Teil 4. Der Grafikstil allgemein ist eine Mischung aus Teil 3 und 4 mit dem typischen Telltale-Look, den man bereits aus Sam & Max kennt. Dafür wirkt Tales of Monkey Island um einiges detaillierter und sauberer. Nicht nur Serienfans vermissen das berühmte Scumm-Interface, so dass trotz aller Witzigkeit viele Möglichkeiten ungenutzt bleiben. Krampfhaft wirkt weiterhin eine direkte Steuerung, die Guybrush bestenfalls zur gewünschten Aktion verleitet und im schlechtesten und viel zu häufigsten Fall sich die Spielfigur um die eigene Achse drehen lässt, an Gegenständen hängen bleibt oder den Spielbildschirm in eine völlig andere Richtung verlassen lässt. Angenehmes Point-&-Click-Feeling in karibischer Kulisse wird durch diese Faktoren immer wieder gestört. Einen Pluspunkt ergattert der Sound inklusive Musik, auch wenn das Affengeräusch beim Starten des Programms schmerzlich vermisst wird. Wer das Ambiente der Vorgänger schon mochte, der macht auch mit der deutschen Sprachausgabe nichts falsch, denn Norman Matt konnte als Guybrush-Synchronstimme wieder gewonnen werden. Auch die Synchronisation von Elaine, LeChuck, der Voodoo-Lady und Murray hört sich wundervoll vertraut an.


Fazit: Tales of Monkey Island ist eine überraschend gelungene Fortsetzung der Piratenwitz-Kanone, die in den ersten viereinhalb Episoden fast zum derzeit Besten des Genres gehört. Ab dann flacht der Spaß spürbar ab, was bleibt ist ein gutes Abenteuer, das mit Situationskomik, Wortwitz und Kopfnüssen punktet.



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