Erschienen: 15. Juni 2012 für PS3, Xbox360
Genre: Action
Genre: Action
Alterseinstufung: USK ab 16 (ungeschnitten)
Suda 51 - ein Name, der seit jeher für ganz spezielle
Videospielgeschmäcker steht, sei es Killer 7, No More Heroes oder Shadows of
the Damned. Allesamt völlig überdreht, trashig und überinspiriert - keine
wirklich guten Spiele aber mit einer verschworenen Liebhaberschaft. Auch
Lollipop Chainsaw landet nach dem Durchspielen in der gleichen Schublade,
wenngleich etwas tiefer…
In der Konzeptphase waren die Entwickler nämlich nicht ganz
so einfallsreich sondern wollten in erster Linie dem Durch-und-Durch-Nerd zuspielen,
der das alles schon irgendwie geil finden wird. Der Plan: Eine blonde, naiv
wirkende Cheerleaderin im Minirock und prallen Brüsten, die sich obendrein
gerne Lollis in den Mund steckt? - Nehmen wir, aber mit reichlich
Selbstbewusstsein! Zombies? - Ohne geht nicht mehr und wenn man ihnen den Kopf
abschlägt sprüht es pinke Herzchen! Dann fehlt nur noch die Kettensäge,
richtig? - Ganz genau und weil ja nur im durchdachten Point&Click-Adventure
das Benzin dafür fehlt wird es die aufwertbare Standardwaffe. Tatsächlich ist
Spielfigur Juliet ganz in der verrückten Familientradition eine waschechte
Zombiejägerin und muss erstmal ihren neuen Freund Nick von der Plage retten,
was auch gelingt. Naja, zumindest teilweise denn bevor sich der Schönling
komplett zum Untoten verwandelt hangelt sein lebendiger Kopf von nun an bis zum
Spielende am viel zu kurzen Röckchen. Zu allem Überfluss treten auch noch
dunkle Zombie-Lordschaften auf den Plan, wer Spiele des Entwicklers kennt wird
nicht überrascht darüber sein, dass diese während der viel zu kurzen Spielzeit
von etwa vier bis fünf Stunden als Bossgegner der sechs Levelabschnitte warten.
Diese hatten in No More Heroes absoluten Highlight-Charakter, doch bis auf die
Inszenierung erreicht man zu keinem Zeitpunkt eine befriedigende Qualität.
Schwachpunkte und Verhaltensmuster sind einfach zu offensichtlich, taktisches
Vorgehen daher kaum notwendig. Trotzdem zeigen sich immer wieder kleine und witzige Details, die selbst dann noch witzig sind wenn man das 16. Lebensjahr schon weit überschritten hat: Eine Trophäe für´s Unten-den-Rock-gucken was gar nicht so einfach ist, denn Juliet bedeckt ihre offensichtlichen erogenen Zonen mit der Hand wenn einmal nichts zu tun ist.
Spielerisch ist Lollipop Chainsaw in jeder Hinsicht einfach
viel zu platt und flacher als Juliet´s durch regelmäßigen Matratzensport
trainierter Wachbrettbauch. Der Humor ist nämlich die eine Sache - mir
persönlich ist es einfach zu vulgär, zu unwitzig und aufgesetzt, einfallslos
und zu dämlich - das Spielerische die andere und da gilt dann eigentlich nicht
mehr die Geschmacksfrage wenn man sich gängige Actionstandards der letzten
Jahre ansieht. Viel zu oft schon entledigt man sich der Widersacher in strengst
linearen, winzigen Arena-artigen Arealen
die sich erst wieder öffnen wenn auch der letzte Feind erledigt ist um so dank
einer handvoll Kombo-Möglichkeiten Punkte zu erzielen, die man wiederum in
weitere oberflächliche Fertigkeiten investiert. Motivation kommt in diesem
Kreislauf trotzdem nicht wirklich auf. Selbst dann nicht wenn so viele Zombies
geschnetzelt wurden um sich im Adrenalinmodus für eine kurze Zeit völlig
unbesiegbar zu fühlen. Vorsicht: Abschnitte sollten schon vorm Weiterschreiten
nach Extras abgesucht werden, denn meistens ist der Rückweg dann einfach
versperrt, wodurch auch immer, den Entwicklern war einfach keine
Levelbegrenzung zu dämlich. Wer sich der Jagd nach einem möglichst hohen
Punktestand verschrieben hat, der kann die Mission später einfach wiederholen. Völlig
spaßfreie Minispiele sollen den ewig monotonen Ablauf etwas auflockern, wirken
jedoch zuweilen völlig deplatziert sowie aufgezwungen und aufgesetzt – auch
hier ist man qualitativ sehr weit entfernt von No More Heroes. Seien es
Zombie-Baseball, Pong oder Mähdrescher-Fahren, dem ersten Aha-Moment folgt
sogleich der unweigerliche Gähn-Effekt.
Technisch bleibt Lollipop Chainsaw ebenfalls
unterdurchschnittlich: Die Steuerung geht leicht von der Hand, verlangt auch
keine besonders präzisen Eingaben ab weil das Knöpfchenenhämmern durch viel
Automatismus nicht gerade die Geschicklichkeit des Spielers fordert. Selbst
kurze Quick-Time-Event-Orgien funktionieren so tadellos. Vereinzelte
Kameraprobleme nerven teilweise aber stellen in der Relation zu den ständigen
Ladezeiten auch während des Levels noch ein geringes Übel dar. Selten darf man
einmal über eine Viertelstunde ohne Unterbrechung spielen, letztendlich wirkt
das Erlebnis dadurch unangenehm abgehakt genau wie das komplette
Animationsrepertoire aller Spielfiguren. Hier zeigt sich wieder ein Problem
fernöstlicher Entwickler, die die Unreal Engine 3 einfach nicht in den Griff
bekommen. So wirkt die grafische Darstellung insgesamt durch den klaren
Comic-Einschlag zwar stilsicher, aber auch ohne optische Leckerbissen und überwiegend
langweilig. Wenigstens der treibende Soundtrack weiß ebenso zu gefallen wie die
gelungene englische Sprachausgabe, auf Wunsch mit deutschen Untertiteln. Letztendlich
reicht das aber nicht um den Karren noch aus dem Dreck zu ziehen. Ein wichtiger
Tipp noch zum Schluss, denn Lollipop Chainsaw bietet zwei verschiedene Spielenden:
Nur wenn alle Zivilisten gerettet werden konnten erscheint der gute Abspann.
Fazit: Für dieses
Spiel hebt wohl kein Cheerleader seine Pompons und wenn dann nur um seine Scham
vor diesem Machwerk zu verdecken. Selbst Suda 51 kann es besser.