Erschienen: 24. Juni 2011 für PC, PS3, Xbox360
Genre: Ego-Shooter
Alterseinstufung: USK 18 (Dt. Version stark geschnitten)
Jede Trilogie endet einmal – im Falle des Horror-Shooters
F.E.A.R. sogar zum zweiten Mal. Denn neben den PC-exklusiven Addons Extraction
Point und Projekt Perseus schrieben Project Origin und nicht zuletzt F.3.A.R. die
Geschichte zu ihrem Ende. Eine wirre Trilogie in 5 Akten und am Ende mischt
sogar noch Genre-Absteiger John Carpenter mit. Die Ironie des Schicksals hat
wieder einmal erbarmungslos zugeschlagen.
Größtes Problemkind der Reihe ist und war schon immer die
Story. Im ersten Teil wurde diese größtenteils durch optional abhörbare
Anrufbeantworternachrichten vermittelt. Die eigenwillige Erzählweise wurde
fortan zwar über Bord geworfen, doch die wirren und dämlichen Geschehnisse in
Project Origin lassen nur einen logischen Schluss zu: Die Geschichte ist
kaputt. Totalschaden. Hirnrissigkeit unterster Schublade und selbst für nicht
wirklich anspruchsvolle Shooter-Spieler kaum zu ertragen. Mit der ehemaligen
Horror- und Gruselregisseur-Ikone John Carpenter (u.a. The Thing) versuchten
die nunmehr beauftragten Entwickler Day 1 Studios (u.a. Fracture) zu retten,
was nicht mehr zu retten war. Kaum verwunderlich ist das Endergebnis der Trilogie
somit noch einmal komplett gegen die Wand gefahren worden. Im dritten Teil hat
man zwar nicht mehr viel zu erzählen, aber schon das Wenige reicht aus um sich
in einem völlig falschen Film – pardon – Videospiel zu wähnen.
Dennoch kurz zur Sache: Point Man, bereits Hauptspielfigur
im ersten F.E.A.R aus dem Jahr 2005, macht nun gemeinsame Sache mit seinem paranormalen
Bruder Paxton Fettel. Der ist eigentlich im ersten Teil gestorben, macht aber
scheinbar nichts. Alma, mittlerweile sichtbar trächtig weil sie von der
Hauptspielfigur Michael Becket in F.E.A.R. 2: Project Origin geschwängert
wurde, dreht nun vollkommen durch und hat weiterhin ein unstillbares Verlangen
nach dem Leid anderer und Gurken. Irgendwie ist dann auch noch eine weibliche Randfigur
des 1. Teils mit von der Partie, ebenso die böse Elitetruppe. Grusel dafür
nicht mehr, nur noch stumpfer blutiger Horror-Splatter vom Fließband ohne Sinn,
Verstand, Überraschungseffekte oder nachvollziehbare Wendungen. Wer sich
innerhalb der etwa siebenstündigen Einzel- bzw. Kooperativ-Kampagne tatsächlich
in irgendeinem Moment ernsthaft erschrocken hat nutzt bitte die
Kommentarfunktion um dies mitzuteilen. Völlig dilettantisch lassen die Beteiligten
jegliches Feingefühl für die Sache vermissen und skripten aus beinahe jedem im
Spiel vorhandenen Rohr plötzlich ausströmenden Dampf. Und so verpufft nicht nur
die Spannung sondern auch der erhoffte Carpenter-Effekt längst vergangener
Zeiten löst sich in Luft auf. Wenn sich F.3.A.R. nicht so Ernst nehmen würde,
man müsste glatt laut loslachen, es sei denn man ist überzeugter Pazifist.
Geht man allerdings mit völlig anderen Erwartungen an das
Spiel heran, stellt sich überwiegend sogar Spielspaß ein, denn die Ballereien
gestalten sich durch solide Elemente absolut schnörkellos. Diese „völlig
anderen Erwartungen“ sollten demnach Idealerweise folgendermaßen aussehen um
F.3.A.R. dann doch nicht als komplette Zeit- und Geldverschwendung abzustempeln:
Die Gegnerintelligenz ist bei weitem nicht auf dem nach wie vor herausragendem
Niveau des Erstlings, fordert dafür bereits auf dem mittleren
Schwierigkeitsgrad. Ein vorhandenes Deckungssystem gestaltet sich zwar nicht zu
jedem Zeitpunkt optimal, mit klug genutzter Zeitlupenfunktion sind dafür auch
größere Gegnergruppen und besonders hartnäckige Gegner schaffbar. Das wuchtige
Waffenarsenal, geradlinige Mech-Abschnitte sowie abwechslungsreiche Schauplätze
hinterlassen ebenso solide Eindrücke. Leider erinnert spätestens das Endbosskämpfchen
wieder daran, dass F.3.A.R. kein gutes Gesamtpaket schnürt.
Als Mehrspieler-Shooter trifft der Titel dafür voll ins
Schwarze, denn vier Spieler vergnügen sich in ebenso vielen Modi: In „Wehen“
verschanzt man sich ähnlich dem Zombie-Modus bekannter Ego-Shooter in einem
Gebäude und wehrt Welle nach Welle ab. „König der Seelen“ und „Überlebender der
Seelen“ heben sich angenehm vom Standard gängiger Multiplayer-Erlebnisse ab,
die Krönung stellt schließlich der „Fucking Run“ dar. Eine tödliche Nebelwand
bahnt sich ihren Weg durch die Spielumgebung, die Spieler müssen vor dieser
immer näher kommenden Bedrohung fliehen während Gegnerhorden ebenfalls auf den
Plan treten. Der Mehrspielerpart ist insgesamt intensiv, spaßig und eine
gelungene Abwechslung zum aktuellen Einheitsbrei.
Denn zum Gesamtpaket gehört auch noch die technische Seite. Und
hier stellt sich dann doch noch etwas Grusel ein, denn grafisch gibt es gleich
dutzendfach hübschere Genrevertreter. Physik, Texturen, Animationen,
oberflächliche Zerstörungsmöglichkeiten sowie Effekte sind eher unterdurchschnittlich
und bleiben vieles schuldig. Figurenmimik bzw. -gestik im Zusammenspiel mit der
unmotivierten deutschen Sprachausgabe ziehen die ambitionierte Atmosphäre nach
unten. Doch egal ob mit der Kombination aus Maus und Tastatur oder per Gamepad
auch am heimischen Computer funktioniert die Steuerung absolut tadellos.
Fazit: Mit F.3.A.R. endet eine einstmals ambitionierte Trilogie, die sich spielerisch erstaunlich zurückentwickelt hat und über alle erschienenen Spiele eine miserable Story bietet. Der letzte Teil ist auch zugleich der schwächste.
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