Genre: Action-Rollenspiel
Erschienen: Enhanced Edition am 17. April 2012 für Xbox360,
per Update für PC
Im zweiten Teil meines Berichts dreht sich alles um den 1. Akt
der Xbox360-Version von The Witcher 2: Assassins of Kings, der etwa 8 bis 10 Stunden
Spielzeit bietet.
Mit dem Schiff landen Geralt samt Begleitung im
beschaulichen Hafenörtchen Flotsam. Doch der Schein trügt, denn schon bei der
Ankunft greifen die Scoia´tael an, ein riesiges Wasserungeheuer treibt sein
Unwesen und auch sonst gibt es hier mehr zwielichtige Personen, als uns lieb
sein könnte. Dazu gesellen sich aber auch alte Bekanntschaften aus dem ersten
Teil, namentlich Rittersporn und Zoltan. Die treuen Wegbegleiter haben einiges
zu erzählen und sind von nun an vornehmlich – wie sollte es auch anders sein -
in der Schenke zu finden. Einige Aufträge erhalten wir nicht nur von den
Bewohnern Flotsams und des angrenzenden Waldes, sondern sind an einer Tafel
angeschlagen.
|
Flotsam - nicht gerade einladend |
Die Spielwelt gestaltet sich nun offener, auch wenn
die Gebiete bei weitem nicht so weitläufig wie gedacht ausfallen. Vielmehr ist
die Umgebung kompakt mit Inhalten gefüllt, also nicht wirklich ein großes
Openworld-Erlebnis, zumal auch in Akt 1 der Spielfluss häufig durch teilweise
schon mal ausschweifende Dialoge und sehr sehr viele kleine Ladezeiten
unterbrochen wird. Trotzdem wirkt Flotsam samt Umgebung unheimlich liebevoll gestaltet,
bietet auf dieser vergleichsweise überschaubaren Fläche markante Anlaufpunkte.
Orientierungsprobleme sollten demnach keine aufkommen, Minikarte sowie
Übersichtskarte lassen ein großes Problem anderer Rollenspiele gar nicht erst
aufkommen. Kleine technische Ungereimtheiten, beispielsweise vereinzelt
matschige oder zu spät nachladende Texturen, Zeilenverschiebungen oder gar
unglückliche Kameraperspektiven bilden weiterhin die Ausnahme dieser gelungenen
Umsetzung für die Xbox360.
|
Auch ein Zwischenbosskampf hat der 1. Akt aufzubieten |
Die tolle Präsentation bleibt weiterhin auf
höchstem Niveau, was durch größtenteils gelungene kleine Geschichten rund um
die Missionen einfach ein großartiges Spielerlebnis aufkommen lässt. Der Ton
bleibt dabei erfreulich rau, frech, sarkastisch und witzig. Einfache Botengänge
oder Füllmaterial finden sich im Quest-Repertoire fast überhaupt nicht.
Vielmehr soll der Hexer schon mal Entscheidungen vorzugsweise per Dialogoption treffen
die sich nicht nur auf den jeweiligen Auftrag selbst auswirken sondern
unmittelbar den weiteren Spielverlauf stark beeinflussen. So wird Geralt gegen
Ende des Kapitels vor die Wahl gestellt, mit wem er sich lieber verbünden will.
Ab genau diesem Zeitpunkt entsteht wohl der große Anreiz The Witcher 2
mindestens ein zweites Mal durchzuspielen. Abseits dieser konsequenten Entscheidungen
finden sich ohnehin genügend Höhepunkte um dieses Unterfangen zusätzlich zu
rechtfertigen, sei es nun der imposante Zwischenbosskampf oder eine
anregend-pikante Sexszene. Kurzweilige Einlagen wie Armdrücken, Würfelpoker und
Prügeleien per Quick-Time-Events (Schwierigkeitsgrad dieser separat
einstellbar) lockern das Abenteuer immer wieder auf, sind wie die Nebenaufträge
optional. Kämpfe gehen weiterhin flott von der Hand, sind jedoch erst auf einem
höheren Schwierigkeitsgrad wirklich herausfordernd. Nettes Detail: Wie schon im
ersten Teil spielt auch schon mal die Tageszeit eine wichtige Rolle, wobei der
Tag- und Nachtwechsel ruhig etwas flotter vonstatten gehen könnte.
|
Mit Quick-Time-Events gibts ordentlich aufs Maul |
Weitaus wichtiger als noch im Prolog ist das
Herstellen und Aufwerten von Gegenständen wie Rüstungen, Waffen sowie Tränken.
Grund dafür sind sehr viele Objekte, die sich im Inventar des Hexers ansammeln,
was aber auch häufig zur Überlastung führt. Dann kann der Held nur noch recht
gemächlich schlendern und nicht mehr laufen. Hierfür wäre noch eine
Inventar-Erweiterung sinnvoll gewesen, eine solche findet sich leider nicht im
Menü um die gewonnenen Erfahrungspunkte zu verteilen – weder Hexerausbildung,
Schwertkampf, Alchemie oder Magie führen diesen wünschenswerten Punkt auf. Auch
deswegen ist es immer wieder ratsam die Händler aufzusuchen oder die
Lagerfunktion der Schenke zu nutzen. Wie sich später jedoch herausstellt, bringen neue Rüstungen auch die erwünschten Inventar-Erweiterungen mit sich.
Fazit 1. Akt: Wie erwartet hat sich das Spiel nun geöffnet,
wer jetzt noch nicht begeistert ist, der wird aber spätestens im nun folgenden
2. Akt nicht mehr abstreiten können, dass The Witcher 2 ein wirklich charmantes,
qualitativ hochwertiges Erlebnis ist.