Samstag, 8. August 2009

Memento Mori (PC-Review)


Genre: Point & Click Adventure
Erschienen: 31. Oktober 2008 für PC
Alterseinstufung: Ab 12 Jahren

Ihr habt Sakrileg und Illuminati von Buchautor Dan Brown verschlungen? Die Filme dazu schon rauf und runter gesehen? Wegen Akte X habt ihr schlaflose Nächte verbracht? Wie wäre es denn mit einem Computerspiel, dass eindeutig von eben jenem inspiriert zu sein scheint. Es macht auch nichts, wenn ihr eher Einsteiger im Adventure-Genre seid, denn Memento Mori spielt sich ganz wie ein unterhaltsamer und interaktiver Film. Ob die Qualität stimmt?

Memento Mori ist ein spielbarer Mystery-Thriller, der seinen Anfang im russischen St. Petersburg nimmt. Dort wird Lara auf einen - auf den ersten Blick gewöhnlichen - Kunstdiebstahl angesetzt. Was sich nach Routine anhört wird schon bald zu einem mysteriösen Kriminalfall gegen den Geheimbund "Ewiger Schläfer". Der zweite spielbare Charakter, Max, zufälligerweise ein ehemaliger Kunstfälscher und noch tief in der Schuld von Oberst Ostankovic, dem Chef der St. Petersburger Polizei. Beide spielbaren Figuren laufen sich nur einmal im gesamten Spielverlauf über den Weg, ansonsten kommunizieren sie lediglich über Email oder Handy. Gemeinsame Rätsel wie beispielsweise in Geheimakte Tunguska oder Sam & Max dürft ihr nicht erwarten, was sehr schade ist. Dafür passt die Sprachausgabe aber sehr gut. Doch St. Petersburg ist nur der Startpunkt durch 16 Kapitel, die weiteren Locations sind Lyon in Frankreich, Lissabon in Portugal, Edinburgh in Schottland und ein Kloster in Finnland.











Dass das Spiel grafisch wirklich sehr schön ist, lässt sich ja schon gut auf den Screenshots nachvollziehen. Liebevolle Locations, tolle Lichteffekte (wenn auch teilweise zu grell), cineastische Perspektiven, detaillierte Charaktere - in Sachen Adventures ist das schon Genre-Referenz. Da gibt es nur ein Problem: Denn als ernsthaftes Adventure, dass im direkten Konkurrenzkampf zu Titeln wie Geheimakte 2 steht, versagt Momento Mori auf ganzer Linie! So gibt es im gesamten 12-stündigen Spielverlauf gerade einmal einen Abschnitt, der wirklich fordernd war, nämlich der in Lissabon. Ansonsten spielt es sich wie ein anspruchsloser Interaktiv-Film aus den 90er Jahren mit lahmer Präsentation dank unscharfer Zwischensequenzen. Spiele wie Overclocked und Goin Downtown haben dabei in den letzten Monaten doch gezeigt, wie man es richtig macht.

Ein paar Beispiele für typische "Rätsel", wenn man sie denn wirklich so nennen kann: Um Informationen von einem kleinen Mädchen zu erhalten, übersprühen wir als Max zum Ärger des Punkers sein Graffiti mit einer Spraydose, damit dieser wutentbrannt von dannen zieht und seinen Leguan zurücklässt. Mit diesem ist es ein Kinderspiel dem Mädchen die benötigten Informationen zu entlocken. In einer anderen Szene finden der Spieler den Bibliothekar zusammengebrochen in der Bücherei. Wir gehen also zur Telefonzelle nach draußen und schieben einen Becher auf Seite, damit die Notrufnummer zum Vorschein kommt. Der Bibliothekar wird fortgebracht, die Bibliothek ist von nun an ohne jegliche Aufsicht (!!!) frei begehbar...











Besonders auffallend waren noch Straßenlaternen, die selbst bei strahlenden Sonnenschein zusätzliches Licht spenden. Mit der Logik ist es also nicht weit her in Memento Mori. Es gibt aber noch weitere Ärgernisse: Von Tonaussetzern in Dialogen (Museumswächter) über Spielabstürze und Bugs wie das plötzliche Verschwinden der Spielfigur, die einfach aus dem Bild gelaufen ist und nicht mehr zurückkommen will. Dass es jeweils immer nur höchstens 3 Dialogoptionen (Positiv, Negativ, Fragend), nur wenige Gegenstände und Interaktionsmöglichkeiten gibt, nimmt schon fast genauso hin wie den enormen Hardware-Hunger (ein Zweikern-Prozessor und aktuelle Grafikkarte sollten es schon sein).

Positiv herausheben lassen sich da höchstens noch der intelligente Mauszeiger mit den Optionen Reden, Benutzen, Betreten sowie das interaktive Inventar. Hier lassen sich Gegenstände genauer untersuchen, z.B. ein Radio drehen um so die Klappe zur Batterie-Entnahme zu öffnen.



6,3/10

Sonntag, 2. August 2009

Prince of Persia (PS3-Review)


Genre: Action-Adventure
Erschienen: 11. Dezember 2008 für PC, PS3 und Xbox360
Alterseinstufung: Ab 12 Jahre

Die Sands-of-Time-Trilogie ist abgeschlossen - es wird Zeit für einen völlig neuen Prinzen. Mit ganz neuen Fähigkeiten, neuem Grafikstil und neuem Konzept landet der Prinz kurz vor dem Weihnachtsgeschäft unsanft auf Konsolen und PC. Warum der Titel trotz des geschickt gewählten Termins trotzdem nicht unter vielen Weihnachtsbäumen lag, versucht das Review zu beleuchten.

Die Story hat noch nie viel gerissen, trotzdem konnten Szenario und Inszenierung fesseln. Auch hier findet sich der Prinz wieder in seiner alten Heimat Persien wieder. Mitten in der Wüste, von einem Sandsturm überrascht büchst sein treuer Esel mit dem ganzen Gold aus. Durch Zufall trifft er dort auf Elika, die sich auf der Flucht vor ein paar grimmigen Gesellen - und offensichtlich befindet sich auch ihr Vater darunter. Die ersten Schritte werden durch ein spielbares Tutorial erleichtert und wir schließen uns der hübschen Elika an - es bleibt uns ja schließlich keine andere Wahl da es vom Spiel so vorgesehen ist. Das schöne Frauen Probleme mitbringen ist die Regel und offenbart sich schon den ersten Gesprächen zwischen den beiden: Der Gott des Lichts und der Gott der Dunkelheit haben Knatsch und dabei geht der Baum des Lebens zu Bruch. Sich einfach rauszuhalten, die Suche nach dem mit Gold beladenen Esel fortzusetzen gestaltet sich als Ding der Unmöglichkeit, denn durch diesen Konflikt ist alles Land von nun an verflucht. Elika überzeugt den Prinzen, dass dieser Umstand schnellstens rückgängig gemacht werden muss...









So beginnt - so viel sei verraten - das bislang eindeutig längste Abenteuer der Serie, pünktlich zum 20-jährigen Jubiläum. Doch damit nicht genug, die Features lesen sich wie ein Traum aus 1001 Nacht: Eine große und offene Spielwelt ohne Linearität, eine dynamische KI-Gefährtin, Unmengen an spielerischen Möglichkeiten sowie eine tolle Grafik. Und siehe da: Die ersten Spielstunden begeistern tatsächlich. Sofort sticht der künstlerische Grafikstil ins Auge, der in dieser Qualität am ehesten mit Street Fighter IV vergleichbar ist. Dazu gesellen sich geschmeidige Animationen in jeder Lage und die freie, anfangs noch interessante Spielwelt. Die Gebiete sind wie in dem kurzen Story-Abschnitt bereits angedeutet, verflucht und müssen befreit werden. In welcher Reihenfolge der Spieler das macht liegt an einem selber. Es gibt 4 große Hauptgebiete, diese nochmals unterteilt in 4 Areale plus zusätzllichem Zwischenboss, der hinter einer verschlossenen Tür wartet. Davon sind zu Anfang aber nicht alle erreichbar, sondern müssen nach dem Besiegen des Zwischengegners und der damit geglückten Befreiung des Gebiets durch das Sammeln von Lichtkeimen freigeschaltet werden. Dazu geleitet ihr Elika wieder zurück zum Tempel, wo sie diese Fähigkeiten erlernt. Die Orientierung fällt dabei erfreulich leicht: Eine Lichtkugel zeigt auf Knopfdruck die genaue Richtung an.

Bis ihr aber bei den Zwischengegnern angelangt seid, gilt es erstmal waghalsige Kletter- und Sprungpassagen zu absolvieren, gepaart mit ein paar leichten Rätseln. Das sich dies einfacher gestaltet als angenommen liegt an der vielleicht schon zu gut gemeinten Steuerung, die quasi automatisch von der Hand geht. Die herausfordernde, genaue Präzision der Vorgänger ist Geschichte. Bevor der Prinz abstürzt ist übrigens immer Elika zur Stelle und setzt ihn an einer ungefährlichen Stelle wieder ab. Auf Dauer fehlt es so einfach an Spannung und Herausforderung. Das gleiche stellt sich beim völlig einfallslosen Gegner-Design ein. Mehr als 3 Gegnertypen werdet ihr im gesamten Spiel nicht zu Gesicht bekommen. Das diese sich auch immer nach dem gleichen Schema besiegen lassen und deren Vorgehensweise schon nach den ersten Augenblicken absolut vorhersehbar ist, bricht dem Spiel letztendlich das Spielspass-Genick da sich alles wiederholt.









Die Entwickler haben es also mit der Entschärfung des Schwierigkeitsgrades zu gut gemeint und so ein Erlebnis für den geneigten Gelegenheitsspieler ohne Anspruch gebastelt. Auch die großartig angekündigte Interaktion mit Elika ist sehr beschränkt: Bis auf die oben bereits genannten Rettungsaktionen und den ewig gleichen, möglichen Aktionen während der Kämpfe hat sie nur wegen der dünn erzählten, wirren Story eine Daseinsberechtigung - mal Abgesehen von ein paar wirklich lustigen Gesprächen mit dem Prinzen. Insgesamt ist das neue Prince of Persia einfach eine lockere Angelegenheit. Bis auf den Endkampf mag so keine richtige Spannung aufkommen...

Was bleibt ist ein optisches Meisterwerk, das spielerische ist leider ausgeblieben. Schade drum...



7,0/10