Sonntag, 28. November 2010

Prince of Persia: Die vergessene Zeit (PS3-Review)


Genre: Action Adventure
Erschienen: 20. Mai 2010 für PS3, Xbox360 und Wii, 11. Juni 2010 für PC
Alterseinstufung: USK ab 12 freigegeben

2010 sollte DAS JAHR für Prince of Persia werden, denn neben einem großzügig produzierten Kinofilm aus dem Hause Disney sollte auch ein neues Videospiel an die Zeiten von Sands of Time, Warrior Within sowie Two Thrones anknüpfen. Ob das geklappt hat oder ob man doch lieber die Zeit wieder in diese ruhmreichen Zeiten zurückdrehen will, klärt dieser ausführliche Test, der garantiert keine Zeitverschwendung ist.

Prinz Dastan kommt einfach nicht zur Ruhe: Wie so oft in der Vergangenheit kehrt er in seine Heimat zurück, kommt gerade überpünktlich zu eindeutigen Angriffen auf das Königreich in Persien. In seiner verzweifelten Not weiß sein Bruder Malik keinen anderen Ausweg, nämlich die Beschwörung der Sandarmee des Herrschers Salomon. Problem gelöst, sollte man denken, denn die Belagerer ziehen sich augenblicklich zurück, das Spiel könnte an dieser Stelle bereits zu Ende sein. Doch sandiger Pustekuchen, denn dafür entsteht ein neue Bedrohung: Die beschworene Armee wendet sich gegen Malik, verwandelt alle Verbündeten in leblose Sandfiguren. Um das Fiasko zu komplettieren, ist Malik von nun an besessen und der Prinz muss sich gegen den eigenen Bruder wenden. Ob er noch zu retten ist und was es mit der mysteriösen Dschijn-Lady, die auf unserer Seite ist, erfährt der Spieler dann im etwa achtstündigen Abenteuer, das sich bisweilen wenig originell aber solide durchspielen lässt.


Nach der recht reibungslosen und noch etwas anspruchslos wirkenden Anfangsphase greifen alten Gameplay-Mechaniken, die den Prinzen so berühmt-berüchtigt gemacht haben: Gelungene, fast schon ausschweifend clevere Passagen, die nur durch den geschickten Gebrauch unserer Kletter-, Sprung- und Abrollkünste an Wänden, Stangen, Säulen, Mauern schaffbar sind. Zwischendrin lockern kleinere Schalter- sowie Schieberätsel den Spielfluss noch etwas auf. Damit dies allerdings nicht zu eintönig wird schaffen es die Entwickler immer wieder fernab von fiesen Fallen wie Kreissägen an der Wand, aus dem Boden hervorschießenden Stacheln, usw. interessante Kräfte einzubauen. Hierbei gesellt sich neben dem schon allseits bekannten Zeitrückdreheffekt auch ein Zeitlupenmodus zur Kraft der Zeit. Sinnvolle Ergänzungen bringen besondere Würze in den trockenen Wüstensand: Kraft des Flusses ermöglicht das kurzzeitige Gefrieren von Wasser, so verwandeln sich Wasserfontänen tatsächlich in Stangen oder Säulen. Kraft des Fluges ist für die Überwindung großer Entfernungen unabdingbar, vornehmlich um sich an Widersacher heranzuziehen. Zu guter letzt fügt sich die Kraft der Erinnerung mit ein, mit der sich zerstörte Teile (gut sichtbar durch ihre blasse Darstellung) wieder zusammensetzen lassen, wobei sich immer nur ein Teil restaurierbar ist. Im weiteren Spielverlauf müssen diese ausgeklügelten, toll ausbalancierten Fähigkeiten miteinander kombiniert werden, denn die Abschnitte werden immer kniffliger und anspruchsvoller, bewegen sich qualitativ stellenweise sogar über den Vorgängern.

Dass Prince of Persia: Die Vergessene Zeit richtig gut ist, aber letztendlich nicht noch besser geworden ist liegt am schwachen Kampfsystem – seit jeher mehr oder weniger das schwarze Sandkorn der Spielserie, mit Ausnahme der beiden Ableger Warrior Within sowie Two Thrones. Hier könnte man das Thema unter dem Motto „Masse ohne Klasse“ schnell abhaken, allerdings zeigen besonders heutzutage die Genrekonkurrenten wo der Hammer hängt, denn die heißen nicht mehr nur Legacy of Kain sondern God of War, Castlevania: Lords of Shadow und Darksiders, die allesamt weitaus cleverere Gegner mit mehr Vielfalt auch in Massen präsentieren, obendrein auch durch ausgeklügelte Kombo-Möglichkeiten punkten. Im vorliegenden Fall besteht das Kampfsystem aus simplen Angriffen, Wegstoßen der Feinde, Luftstich sowie dem Todesangriff, einer Art stark abnutzenden Finishing Move. kommt es tatsächlich zu Massenschlachten mit teilweise bis zu 50 Monstern gleichzeitig auf dem Bildschirm, denen es vollkommen an Dynamik fehlt, das liegt nicht nur an der Behäbigkeit der Widersacher, sondern auch an deren offenbar unterentwickelten Sandgehirns. Dadurch kommt es immer wieder zu unfreiwillig komischen Situationen, etwa wenn der Prinz selbst auf höchstem Schwierigkeitsgrad auf den Köpfen (!!!) der Ungeheuer umhertanzt ohne auch nur kleinsten Schaden zu nehmen. Nur selten wird uns hier tatsächlich etwas abverlangt, bei beschildeten Gegnern oder Beschwörern, die erst bei ihrem Ableben aufhören immer wieder neue Klonkrieger herbeizurufen. Was sich ganz schön übel liest, wird in der Praxis durch ein Upgrade-System ein wenig entschärft, womit sich nicht nur Lebenspunkte sowie verfügbare Sandbehälter aufgewertet werden, sondern auch besonders verheerende Spezialfähigkeiten wie, die sich allesamt um die vier Elemente Feuer (Flammenspur), Wasser (Eissturm), Luft (Wirbelwind) und Erde (Steinrüstung) drehen. Werdet ihr trotzdem einmal getroffen – höchstwahrscheinlich durch Unkonzentriertheit hervorgerufen - hinterlassen erledigte Gegner farbige Orbs, die den Heilungsbalken sowie Sandvorräte und Erfahrungspunkte auffüllen, all dies lässt sich aber auch in der reichhaltigen Keramik des Orients finden. Würde man Prince of Persia: Die Vergessene Zeit nur auf das blanke Kampfsystem reduzieren, wäre es eine heftige Katastrophe, mit Ausnahme des guten, fordernden Bosskampfes – leider kommt der erst am Ende des etwa achtstündigen Abenteuers, gefolgt vom Abspann, der auf einen Nachfolger hindeutet.


Dafür passt – wie bei ausnahmslos jedem Titel der Reihe der letzten Jahre– die Technik wieder wie der Dolch ins Auge, wobei man sich hier klar am klassischen Look orientiert. Und das ist gut so, heißt aber auch, dass der Spieler fast ausnahmsweise in verzweigten orientalischen Gebäuden, vorzugsweise Palästen unterwegs ist. Hervorhebenswert bei all den knackigen Texturen, hübschen Lichteffekten sowie typisch flüssigen Animationen ist die Wasserdarstellung, die ja eben auch wie vorher bereits beschrieben, spielerischen Sinn hat. Ebenso wurde bei Sprachausgabe, Soundeffekte und Musikuntermalung nicht herumexperimentiert. Die Steuerung ist wie immer perfekt für das Spielerlebnis mit dem Gamepad ausgelegt, geht dementsprechend bereits nach kurzer Spielzeit in Fleisch und Blut über.
Wertung: 7,4/10

Sonntag, 7. November 2010

Castlevania: Lords of Shadow (PS3-Review)

Genre: Action-Adventure
Erschienen: 7. Oktober 2010 für PS3 und Xbox360
Alterseinstufung: USK 16

Die einstmals renomierte Spielemarke Castlevania gibt es bereits seit 1986 mit unzähligen Ablegern für fast alle erdenklichen Konsolen des letzten Vierteljahrhunderts. Doch seitdem man versucht, die Serie vom altehrwürdigen 2D in die dritte Dimension zu bringen, wirken diese Ableger ziemlich blutleer. Doch der aktuellste Titel Lords of Shadow fährt große Kaliber auf: Elemente von God of War, Kojima Productions und Patrick Stewart als allgegenwärtigen Sprecher…

Betrachtet man also diese potenziell guten Grundlagen für die Entwicklung, kann nach den ähnlich angelegten Darksiders sowie der Referenz God of War 3 ein weiterer toller Titel dieses Genres innerhalb eines Jahres erscheinen. Bedenken kamen lediglich auf, wenn man die weitere Entwicklungsfirma dazu zieht, denn Mercury Steam legte 2007 mit Clive Barker´s Jericho lediglich stumpfe Ballerkost aufs Parkett. Dass es gerade diese Produktionsschmiede besser kann, beweist sie nun aber mit Castlevania: Lords of Shadow, das sich letzten Endes qualitativ knapp hinter oben genannten Spielen einreiht, in einer handvoll Punkten aber durchaus besser ist.


Hierzu gehört allerdings nicht die etwas seichte, vorhersehbare Geschichte. Trotz ihrer größtenteils pompösen, fantasievollen Inszenierung fehlt eine gewisse Emotionalität, die insbesondere Kratos´ Rachefeldzug so einzigartig macht: Unter der harten, reich verzierten Rüstung von Gabriel Belmont steckt ein etwas langweiliger Schönling mit wallend langer Haarmähne, von dem man im Prinzip nur weiß, dass er seiner verstorbenen Frau nachtrauert. Diese erscheint ihm in unregelmäßigen Abständen in seinen Träumen und erzählt von einer nahenden Bedrohung, hervorgerufen durch die dunklen Lords der Schatten, denen er sich nun stellen muss. In den zwölf Kapiteln mit insgesamt mindestens 16 Stunden reiner Spielzeit stellt er sich so vielen Zwischengegnern, um eine Verschwörung zwischen den Mächten des Lichts und denen des Schattens auf die Schliche zu kommen. Diese kommt erst später so richtig in Fahrt, wird durch Dialoge mit den Zwischengegnern weitergesponnen und zwischen den einzelnen Levels von der markanten Stimme des Schauspielers Patrick Stewart erzählt, der auch als wichtige Spielfigur auftritt. Trotz des guten Monsterdesigns, einer handvoll Wendungen, sehr guten Zwischensequenzen ist das Ganze dann doch ein wenig zu vorhersehbar, aber nett anzusehen.


Punkten und die Konkurrenz stellenweise überflügeln kann Castlevania: Lords of Shadow dann aber in Sachen Gameplay: Weder Darksiders, noch God of War 3 oder seine Vorgänger schaffen eine derart gute Balance zwischen taktischen Kämpfen sowie Rätsel- und Klettereinlagen. Gabriel schnetzelt sich in vier wählbaren Schwierigkeitsgraden in altbekannter Manier durch ganze Gegnerhorden, so weit – so bekannt. Das wohlschmeckende Gewürz in der Suppe sind aber die unzähligen sinnvollen Kombo-Möglichkeiten, die ihr euch mit den gewonnenen Punkten durch erledigte Gegner erlernen könnt. Dazu kommen noch Licht- und Schattenmagie, deren Leiste sich ebenso wie die Gesundheitsanzeige durch gefundene Teile ebenfalls aufwerten lassen. Es lohnt daher in jedem Fall den auf den ersten Blick streng linearen Level besondere Beachtung zu schenken, denn die Upgrades sind gut versteckt, lauern nicht selten in einer ungeahnten Ecke oder hinter einer brüchigen Mauer. Dazu gibt es noch einige Kniffe: Mit eingeschalteter Lichtmagie lässt sich durch Verkloppen der Gegner die Gesundheitsanzeige wieder aufladen, weil feste Gesundheitsstatuen eher spärlich sind, sollte diese Möglichkeit oft genutzt werden. Eine weitere Leiste in der unteren Mitte des Bildschirms füllt sich bei besonders erfolgreich hintereinander gelandeten Kombos ohne Unterbrechung: Orbs erscheinen auf dem Spielfeld, können per Druck auf dem linken Stick die Lichtmagie bzw. per rechtem Stick die Schattenmagie auffüllen. Auch das defensive Verhalten von Gabriel funktioniert wunderbar, wobei man für die Blocken-Funktion ein wahnsinnig gutes Timinig benötigt, simpler aber effektiver sind auch in diesem Spiel Ausweichen oder Salti über den Widersacher. Sprinten, Springen und Rammen sind nur weitere Bewegungsmöglichkeiten, die Castlevania: Lords of Shadow bereithält. Kleine Reitabschnitte auf riesigen Spinnen, Warzenschweinen, usw. sind nicht nur effektiv gegen große Feindesgruppen, sondern sind für das Weiterkommen unentbehrlich, beispielsweise beim Zerstören dicker Türen oder Überspringen großer Abgründe. Das Kampf-, Magie- und Kombosystem ist also wirklich sehr vielfältig, viel wichtiger noch: Abwechslungsreich.

Besonderes Highlight sind zahlreiche, toll inszenierte Bossgegner, zuweilen wird man hier angenehm an Klassiker wie Shadow of the Colossus erinnert, wenn man Bildschirm-füllende Titanen besteigt. Mit der richtigen Kampftaktik sollten aber auch diese keine größere Herausforderung darstellen, denn eine gesunde Mischung aus Schlagen, ausweichen und Quick-Time-Events verlangt der Großteil nur selten ab. Neben den bekannten Standardgegnern wie Goblins, Werwölfen, Vampiren, usw. die wunderbar in das Szenario passen, gibt es aber auch Nervtötende: Chupacabra! Diese kleinen Fieslinge stehlen unsere Fähigkeiten, zeigen uns ihren Hintern, verstecken sich feige während sie Gabriel aus der Ferne verhöhnen. An diesen Stellen wirkt die Spielzeit ein wenig gestreckt, auch wenn diese Ereignisse zum durchaus gelungenen Rätseldesign gehören. Ganz in der Nähe von standardmäßigen Schieberätseln und wirklich Ausgefallenem wie dem Vogelscheuchen-Abschnitt liegen auch immer wieder gefallene Menschen in der Spielgegend herum, die nach hilfreichen Schriftrollen durchsucht werden können. Für eigenständiges Lösen der Rätsel gibt es massig Punkte. Mit ein wenig Überlegung ist aber wirklich jeder dieser Abschnitte ohne größere Anstrengung schaffbar.


Auch Sprung- sowie Kletterpassagen fügen sich wunderbar in den Spielverlauf mit ein, wobei diese deutlich anspruchsvoller sind als noch etwa in Uncharted oder den aktuellsten Ablegern von Tomb Raider, wobei die streng vorgegebene, feste Kamera ihren Anteil daran hat. Was in den Kämpfen nicht selten für fehlende Übersicht sorgt, ist für eben jene Passagen genau die richtige Lösung, auch wenn eine freie Kamera heutzutage zeitgemäßer ist. Diese Entscheidung bei der Entwicklung hat aber auch noch weiteres Gutes, was die Optik betrifft: So läuft eine klitzekleine Spielfigur sehr oft vor dem Hintergrund malerischer Landschaften und fantastischer Architekturen, die wirklich sehr fantasievoll und detailliert gestaltet wurden. Auch wenn es für meinen Geschmack viel zu wenig Bewegungsfreiheit durch unfassbar viele unsichtbare Barrieren gibt, ist das Gesamtbild absolut in sich stimmig. Wehrmutstropfen ist eine fehlende deutsche Sprachausgabe, die aber auf gar keinen Fall an das englische Pendant herangekommen wäre. Zusammen mit der überragenden musikalischen Untermalung unterstreicht dies nochmals das gelungene, atmosphärisch düstere, abwechslungsreiche Action-Adventure. Ein kleiner Tipp noch zum Ende: Unbedingt den Abspann durchlaufen lassen, danach gibt es noch eine weitere lange Sequenz mit nicht wenigen Überraschungen.