Sonntag, 8. August 2010

Sam & Max: All-Zeit bereit (PC-Review)


Erschienen: 30. April 2010 für PC und Wii
Genre: Point & Click Adventure
Alterseinstufung: Freigegeben ab 12 Jahren

Wenn das mal kein dicker Hund ist: 3 Jahre nachdem die deutsche Box zur ersten Sam & Max Staffel erschien ist jetzt endlich die zweite Season nach etlichen Verschiebungen hierzulande erschienen. Die englischsprachigen Episoden dieser Nachfolgestaffel waren bereits seit Anfang 2008 komplett – eine lange Wartezeit also, vielleicht zu lange – bei weitem aber nicht der ärgerlichste Mangel beim tierischen Duo…

Von „neuen“ Episoden kann also nicht die Rede sein, da diese schon seit Jahren auf dem Markt erhältlich sind – mit dem Unterschied, dass diese eben noch scheinbar flott in deutscher Sprachausgabe nachsynchronisiert wurden. Und da beginnt bereits das Fiasko: Das Gesamtpaket wird nicht mehr wie damals von Jowood vertrieben sondern von Atari. Was sich erstmal so unscheinbar liest und seinerzeit für Gothic 3 die Rufschädigung verhindert hätte, hat für den deutschen Markt fatale Folgen, denn Übersetzungsarbeit und Synchronisation für unseren deutschen Markt ist in etwa so gelungen wie ranziges Sauerkraut auf einem Hot Dog. Was bei der ersten Staffel durch die Originalsprecher von Sam & Max: Hit the Road aus dem Jahre 1993 noch wunderbar funktionierte – trotz zugegebenermaßen mehr als einer handvoll verlorener Wortwitze – stellt sich bei Sam & Max: All-Zeit bereit als wahre Zumutung dar. Synchronsprecher wurden ausgetauscht, nicht nur die beiden Hauptprotagonisten sondern so tatsächlich alle Figuren, die in diesen fünf Episoden mit jeweils knappen zwei bis drei Stunden Spielzeit über den Bildschirm flimmern.

Dabei gewöhnt man sich sogar – ensprechend ausgeprägte Toleranz vorausgesetzt – an den neuen Unterton, den Hund und Hase so von sich geben. Das kann man von der Dialogregie sowie den vielen Kratzern und Leiereien aber nicht mehr schönreden. Der Großteil der Sprecher passt einfach nicht zu den größtenteils genial geschriebenen Rollen – wir sprechen hier u.a. von Stuttgarter Techno-Vampiren samt Zombie-Fans, Bad Santa oder außerirdischen Mariachi – Betonungen sind komplett falsch oder Dialoge sind komplett ins Unlustige übersetzt worden, sodass zeitweise jeglicher Wortwitz verloren geht. Gerade deswegen kann man auch nur bei zwei von fünf Episoden das Prädikat „empfehlenswert“ aussprechen.

Bei diesen beiden handelt es sich um den Mittelteil der Staffel, nämlich Night of the Raving Dead und Chariots of Dogs. Erstere wird besonders Fans alter Horrorstreifen gefallen: George A. Romero, Zombies, Gehirne, Vampire, Frankenstein, Knoblauchzigaretten! Nur ein kleiner oberflächlicher Überblick dieses ersten Anspieltipps. Wer ganz genau hinschaut, entdeckt sicherlich auch wie ich eine gelungene Sozialkritik an der teilweise üblen Techno-Kultur hierzulande, nicht nur in der Hinsicht, dass ein Großteil der Handlung eben in Deutschland spielt. Beste Episode dieser Staffel ist aber ohne Zweifel Chariots of Dogs, das von der Grundidee die Thematik UFO´s, Außerirdische sowie Zeitreisen behandelt. Fans von spielerischen und filmischen Meilensteinen der Unterhaltungsbranche wie etwa Day of the Tentacle oder Zurück in die Zukunft finden hier erstmals seit langer, langer Zeit eine neue Alternative, denn nicht nur die Situationskomik passt hier wie die Faust aufs Auge, sondern auch elementare Fragen des Lebens werden beantwortet, fast müßig zu erwähnen, dass hier das Rätseldesign von vorne bis hinten stimmt – sieht man einmal von der wirklich ärgerlichen Design-Entscheidung der Entwickler ab, Gegenstände im Inventar nicht miteinander kombinieren zu dürfen, was aber auch schon in Staffel 1 der Fall war. Wie eben in jenem Klassiker Day of the Tentacle reist man zwischen den Epochen, d.h. natürlich auch, dass jeweilige Aktionen Auswirkungen haben. Ganz nebenbei wird hier ausnehmend Bezug auf vorherige Episoden genommen, die dann auch auf einen Schlag in gewisser Weise logischer erscheinen. Aber was heißt schon Logik bei Sam & Max: Das Ganze ist trotz verhunzter Synchronisation wieder unschlagbar abgedreht und wird zunehmend verrückter. Es ist fast schon zu schade, für ein solches Episodenformat.

Die Anfangs-Episode Ice Station Santa wirkt noch recht solide, nervt aber auch schon mit unangenehmen Überflüssigkeiten, die schon bei der ersten Staffel eher gestört haben, etwa den Limo-Lausern, Ladenbesitzer Bosco, völlig überflüssigen Fahrzeugabschnitten oder der Liebesgeschichte zwischen Sybill und dem Denkmalkopf von Abraham Lincoln, die in der zweiten Episode Moai Better Blues ihren Tiefpunkt erreicht. Dieser ist auch tatsächlich mit eben jener Episode erreicht, denn die zweite Folge wirkt auf mich einfach nur unlustig, hat zudem ein zu konstruiert wirkendes Rätseldesign. Kurzum: Man wird ziemlich froh sein, wenn man diese hinter sich gebracht hat und sich den beiden Höhepunkten widmen darf. Die Schlussepisode fällt dagegen leider wieder etwas ab, denn auch bei What´s new Beelzebub steckt der sprichwörtliche Teufel im Detail: Zu speziell, alte Witze werden zu oft nochmals aufgewärmt, vielleicht in diesem Fall auch etwas zu einfach und das Ende befriedigt nicht wirklich. Gerade hier fehlt es ein wenig an bissigem Humor.

Technisch wirkt Sam & Max: All-Zeit bereit inzwischen sehr angestaubt: Die Grafik ist wenig detailliert, wirkt oftmals sogar sehr matschig und das Wort „Levelrecycling“ wird bei den Entwicklungsarbeiten offenbar unter den zehn Geboten geführt. Insgesamt gesehen passt die Optik aber, denn die Charaktere sehen sehr verschieden aus und die Übersicht geht nie verloren. So müsst ihr euch schon an die eigene Nase fassen, wenn ihr mal einen wichtigen Gegenstand überseht. Die etwas hakelige Steuerung mit der Maus erfüllt ebenfalls ihren Zweck, per Doppelklick darf Sam nun auch laufen. Ansonsten kann man tatsächlich sehr viele Negativ- und Positivpunkte aus meiner Kritik zur ersten Staffel abschreiben, denn viel geändert hat sich nicht.

Seit 2010 läuft übrigens auch schon die dritte Staffel und man darf gespannt sein, wie lange die Wartezeit diesmal ausfällt. Noch viel bedenklicher ist aber die Frage, ob diese Spanne sinnvoller und professioneller genutzt wird als zwischen den ersten beiden Staffeln. Zur Verdeutlichung: Die Bewertung entspricht der Quersumme aus deutscher und englischer Vertonung, wobei erstere klar abfällt.


Wertung: 7,1/10

Mittwoch, 4. August 2010

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Dienstag, 3. August 2010