Samstag, 26. März 2011

Das Bourne Komplott (PS3-Review)



Genre: Action
Erschienen: 27. Juni 2008 für PS3 und Xbox360
Alterseinstufung: USK ab 18

Dass die literarische Bourne-Trilogie auch gut als Film funktioniert, ist seit den dreifachen Leinwandauftritten mit Schauspieler Matt Damon bekannt. Die Geschichte wurde unlängst 2003 in dem sehr guten Comic-Shooter XIII aufgegriffen, bevor 2008 ein offizielles Videospiel mit der Lizenz an den Start ging. Doch auch ohne Matt Damon kommt kurzweiliger Spielspass auf…


Dabei fällt das Third-Person-Abenteuer genauso an wie der Film Die Bourne Identität: Jason Bourne wird auf dem offenen Meer treibend an Bord eines Schiffes gezogen. Natürlich, wie sollte es anders in einem Videospiel sein, ohne jegliche Erinnerung. Doch die kommt nach und nach in Form von optischen Flashbacks zurück. Am französischen Hafen von Marseille eingetroffen erinnert er sich aber erst mal wieder daran, wie man geschicktes Anschleichen in Kombination mit fatalen Schlägereien kombiniert – das spielerische Grundgerüst des streng linearen Spiels.


Kommt es zu Schlägereien – und es kommt wirklich sehr oft dazu – schaltet die Sicht in eine von Beat´em´Ups wie Street Fighter oder Virtua Fighter bekannte Perspektive. Der Unterschied ist das deutlich einfachere Kampfsystem, wenngleich sich mit zwei Tasten im Laufe des etwa sechsstündigen Einzelspielerszenarios erstaunlich viel anstellen lässt. Nicht nur durch einfache, gezielte Handkantenschläge sowie Tritte zerbersten Knochen, sondern – und das ist der Clou von Das Bourne Komplott – die Spielumgebung mit seinen Objekten wird häufig in das kompromisslose Geschehen mit einbezogen. Hier werden Kampfkunst, Kombos und Schmerzen optisch wirklich sehr gelungen zelebriert. Da wirken die Schießereien schon mit maximal zwei mitführbaren Waffen fast ein wenig langweilig und uninspiriert, die Keilereien fühlen sich einfach deutlich griffiger an. Neben immer neuen Schlagkombinationen bietet einem das Adrenalin-System in Form von drei Balken die nötige Abwechslung an, denn ab dem zweiten aufgeladenen Balken sind auch ganze Gegnergruppen gleichzeitig kein Problem mehr. Mit aufgefülltem dritten Balken spüren die Widersacher gleich nochmal eine ganze Spur fataler das mangelende Mitgefühl Jason Bourne´s.


Was sich allerdings nach den ersten Minuten so spassig spielt, wird nach der Zeit dann doch ein wenig eintönig und sogar anspruchslos. Grund dafür ist eine gewisse Automatik, mit der das Programm durch die Story führt. Das macht sich insbesondere bei den zahlreichen Quick-Time-Events bemerkbar, ebenso wie optisch deutlich angesetzten Konterangriffen der Gegner, die man so per einfachem Knopfdruck verpuffen lassen kann. Daher empfiehlt es sich für durchaus geübte Spieler sich bereits vor dem Spielstart mit dem höchsten der drei Schwierigkeitsgrade auseinanderzusetzen, Einsteiger werden hingegen mit dem einfachen und mittleren Einstellungsgrad gut in das Geschehen eingeführt. Verpasst man trotzdem einmal den richtigen Zeitpunkt, hilft ein kurzes Verharren hinter zahlreich vorhandenen Deckungsmöglichkeiten, damit die Lebensenergie wieder regeneriert, ein gutes Checkpoint-System lässt zudem überhaupt erst keinen Frust aufkommen. Schaffbar ist Das Bourne Komplott immer, sieht man einmal von den wirklich dilettantisch schlechten Fahrzeugabschnitten ab, die man möglichst schnell hinter sich bringen sollte. Leider wirken sich diese eher stark negativ auf den ansonsten flotten, strukturiert wirkenden Spielablauf aus. An dieser Stelle bekommt das spannende Drehbuch einen kleinen Qualitätsriss.


Im Gegensatz zur Xbox360-Version sieht das PS3-Version mit seiner verwendeten Unreal Engine 3 ein wenig schärfer aus, was man bei einer zehnminütigen Zwangsinstallation aber auch erwarten darf, wenn schon die Ladezeiten dadurch nicht kürzer werden. Guter Sound und ordentliche Sprachausgabe tragen ihren maßgeblichen Teil zu einem leichten, aber auch angenehm düster präsentierten spielbaren Film bei. Für Kenner des Films und der Bücher stellt Das Bourne Komplott eine überraschend gute Umsetzung klar, wobei sich diese Umsetzung für PS3 und Xbox360 noch strenger an die Literaturvorlage hält. Viele bekannte Szenen werden aber auch Filmkenner wiederentdecken, etwa den Abschnitt in der Bank oder die Geschehnisse im Landhaus.



Fazit: Der geradlinige Actiontitel bietet brachiale Auseinandersetzungen, denen leider relativ schnell die Luft ausgeht. Für Fans der Filmreihe aber definitiv einen Blick wert.

Samstag, 19. März 2011

Enslaved (PS3-Review)

Genre: Action-Adventure
Erschienen: 8. Oktober 2010 für PS3 und Xbox360
Alterseinstufung: USK ab 16

Ein gewisser Trend zur Inspiration durch Buch- oder Romanvorlagen für neue Videospiele ist nicht von der Hand zu weisen. Auch Enslaved: Odyssey to the West von den Machern von Heavenly Sword, Ninja Theory, bedient sich an einer bekannten Erzählung, die weltweit wohl durch die animierten Abenteuer von Dragonball am bekanntesten sein dürfte. Doch den Entwicklern ist es hier tatsächlich gelungen, mehr als eine uninspirierte Nacherzählung zu schaffen, sondern einen der besten Actiontitel des reichhaltigen Spielejahres 2010.

Dabei beginnt das Abenteuer recht wirr: Gefangen in einem körperengen Gefängnis an Bord eines Sklaven-Raumschiffes bricht auf einmal die Hölle los. Glück im Unglück, dass sich Hauptprotagonist und Spielfigur Monkey durch diese chaotischen Umstände befreien kann. Seine einfach gestrickten Gedanken kreisen aber nicht nur um die rettende Flucht, sondern auch um die Verfolgung einer unbekannten, rothaarigen Schönheit. Springend, kletternd und kämpfend schlägt sich der Hüne bis zu den Rettungskapseln im vorderen Bereich hindurch und landet – zugegebenermaßen relativ unsanft als Außenpassagier auf dem harten Boden der Tatsachen, sprich eine zerstörte, auf den ersten Blick verwaist wirkende Zukunftsvision New Yorks. Doch ganz alleine ist er nicht: Die hübsche Flüchtige gibt sich als taffe Trip zu erkennen, die Monkey während dessen Ohnmacht mit einem Sklavenstirnband ausgestattet hat, wodurch sie natürlich schön aus dem Schneider ist. Von nun an ist Monkey nämlich gezwungen, ob gewollt oder nicht, das Leben der Grazie zu schützen, denn stirbt sie, so erlischt auch seine Lebenskraft. Entfernt er sich zu weit von Trip, tritt der gleiche unheilvolle Effekt ein. An einen Alleingang ist also von Anfang an nicht zu denken und so beginnt schließlich ein kampflastiges märchenhaftes Action-Abenteuer in einer erschreckend real wirkenden, postapokalyptischen Version einer Millionenmetropole, die hier von gefährlichen Roboter-Wesen bevölkert wird.


Wie schon im Vorgängerwerk legen die Entwickler großen Wert auf ein glaubwürdiges, real wirkendes Fantasy-Szenario mit einer herausstechenden Charakter-Präsentation, denn besonders die drei Hauptfiguren Monkey, Trip sowie der sichtlich eifersüchtige Pigsy, der sich erst später dem Duo anschließt, wachsen durch fantastische Mimik und Gestik sofort ans Herz, wirken in erster Linie gar nicht wie so viele andere gesichtslose Spielfiguren in Videospielen sondern tatsächlich cineastisch und vor allen Dingen sympathisch. Durchaus erwähnenswert ist die Mitwirkung von Andy Serkins – bekannt als Gollum aus Der Herr der Ringe – der hier per Motion-Capturing dem Hauptprotagonisten wahrhaftig lebendige Animationen einhaucht. Aber auch die hervorragende deutsche Sprachausgabe tut ihr übriges zu dieser wirklich gelungenen Präsentation, die das Action-Allerlei von anderen Produkten wohlwollend abhebt. Grafisch dagegen ist der Titel durchwachsen, denn trotz vieler optischer Highlights wirkt die Unreal Engine 3 langsam aber sicher etwas veraltet, was sich vor allen Dingen an häufig aufkommenden Ruckeleinlagen bemerkbar macht und auch den ein oder anderen langweiligen Abschnitt offenbart. Ein Manko, das der Stil und Detailverliebtheit aber im gesamten Spielverlauf überstrahlen.


Monkey steuern und schauen wir jedes Mal über die muskelbepackten Schultern, häufig an den schmalen, optisch nicht verfehlbaren Vorsprüngen der Ruinen hangelnd und springend ähnlich wie Nathan Drake aus Uncharted oder Lara Croft aus Tomb Raider. Großer Unterschied ist allerdings der geringe Anspruch eben jener Abschnitte, denn es genügt meistens grob in die Richtung des nächsten Haltepunktes zu steuern, Abstürze sind vom Programm überhaupt nicht vorgesehen. Belohnt werden diese einfachen, auflockernden Passagen aber mit schönen Umgebungsbildern, die die Kamera gut einfängt. Bei den Kämpfen funktioniert eben jene leider bei weitem nicht mehr so gut, wo sie etwas chaotisch, aber trotzdem weiterhin durchaus cineastisch wirkt. Während sich Trip versteckt oder auch wie Monkey selbst auf Wunsch für Ablenkung sorgt, werden Mechs mit allerlei schön anzusehenden Kombos in ihre Einzelteile zerlegt – mit allerlei aufrüstbarem Equipment wie Kampfstab oder Kanone versteht sich. Gepaart mit Schild, Deckungsmöglichkeiten, Ausweichmanövern sowie Konterangriffen geht das Kampfsystem angenehm flott von der Hand und lässt sich in vielerlei Hinsicht aufwerten. Eine angenehme Ausnahme stellt das Gegnerverhalten während der Scharmützel dar, denn anders als in so vielen Konkurrenztiteln warten diese meist in Gruppen auftretenden Blechheinis nicht einfach, bis sie an der Reihe sind sondern greifen tatsächlich im Rudel an ohne Rücksicht auf unsere Spielfigur. Da heißt es dann auch vorausschauend vorgehen, am besten bereits bevor die Kämpfe beginnen. Hilfreich bei dieser Vorgehensweise ist eine Art Libelle, mit der Trip die Spielumgebung nach Gegnern scannen kann. Nach einem wirklich ungewöhnlichen Ende mit einem ausschweifenden Kampf gegen den Endgegner ist Enslaved: Odyssey to the West nach etwa 12 Stunden beendet und hinterlässt einen rundum zufriedenen Spieler.



Fazit: Das Schicksal ist so hart zu solchen Titeln und auch Enslaved quält genau das, was bereits Perlen wie Beyond Good & Evil widerfuhr: überschaubare Resonanz, niedergeschlagen in den nackten Verkaufszahlen. So bleibt das Abenteuer wohl auch über diese Konsolengeneration hinaus in bester Erinnerung - zumindest für diejenigen, die es tatsächlich gespielt haben sollten.

Donnerstag, 17. März 2011

The Westerner 2 (PC-Review)


Genre: Point & Click Adventure
Erschienen: 19. März 2009 für PC
Alterseinstufung: USK ab 12

Wir erinnern uns zurück: Als The Westerner 2003 erschien, keimte - gerade erst durch Runaway wieder entfacht – neue Hoffnung für das Genre der Point & Click Adventure auf. Auch das lustige Western-Abenteuer mit Fenimore Filmore, das vom Stil her sehr an Toy Story erinnerte, hatte bis auf aufgesetzte Möhren-Einlagen seinen Anteil an diesem Aufschwung. Was nach einem Startschuss aus der Spielspasspistole für eine neue Reihe mit dem schusseligen Cowboy war, wurde unlängst vom Nachfolger The Westerner 2 wieder zu Grabe getragen, denn das ist nicht weniger als eines der schlechtesten Genre-Vertreter aller Zeiten.

Dabei macht der Anfang direkt unmissverständlich klar, dass man sich von den Eigenheiten und Stärken des ersten Teils verabschiedet hat. The Westerner 2 möchte nämlich ernst genommen werden, was bereits in der ersten Sequenz komplett in die Hosen geht. Die beiden spielbaren Charaktere Fenimore, bekannt aus dem ersten Teil, sowie seine Freundin Rhiannon, werden ganz unfreiwillig Zeugen eines Mordes. Von nun an geht es irgendwie um einen Schatz und um eine Bande fieser Halunken, ein völlig überflüssiger Trapper, der Tipps geben soll, hilft dabei, erträgt das Dargebotene aber auch lediglich wie unter Valium-Einfluss wirkend. Im Spielverlauf erfährt man, dass es am Whiskey liegt. So genau weiß man das leider nicht, denn der Versuch eines Geschichtsaufbaus und alle Figuren bleiben so blass, oberflächlich, unwitzig und unsympathisch, dass einfach nichts hängen bleibt. Nicht mal beinharten Trash-Fans dürften diesem laschen Versuch von Geldmacherei etwas abgewinnen. Ok, das stimmt nicht ganz: Das Cowgirl Rhiannon tritt einem Pferd mit Schmackes in die Leisten – welch großartige Heldentat – und das Mordopfer buddeln wir nach kurzer Zeit wieder aus seinem geschaufelten Grab aus, um es auf ein Pferd zu setzen. Aber mehr bleibt in den zwei bis allerhöchstens drei Stunden Spielzeit tatsächlich nicht hängen, die man problemlos auch ohne jegliche Lösungshilfen absolviert.

Die Schauplätze lassen sich locker an zwei Händen abzählen, auch wenn durch die pure Langeweile und Amateurhaftigkeit dieses Machwerks unweigerlich vier Finger eingeschlafen sind und sich nur noch durch unbeholfenes Hämmern auf die hakelige Maus- und Tastatursteuerung wieder aufwecken lassen. Man bleibt nicht nur ständig irgendwo hängen, auch die genretypisch eigentlich einfach zu meisternde Aufnahme von Gegenständen wird zur umständlichen Arbeit, das liegt zum einen an der allgegenwärtigen Schwammigkeit und Ungenauigkeit, zum anderen an den vollkommen dilettantischen Perspektivwechseln der Kamera. Da die Rätsel aber vollkommen unlogisch sind, kommt es dem Spieler geradezu entgegen, dass sowieso nur so wenige Interaktionsmöglichkeiten gegeben sind, dass man irgendwann zwangsweise auf die Lösung kommt – egal wie wenig sie mit gesundem Menschenverstand nachvollziehbar ist. Als absoluter Tiefpunkt kommen noch vollkommen überflüssige wie genauso grausam steuerbare Schießeinlagen aus der 3rd-Person-Ansicht daher, niemand braucht Actioneinlagen in Point & Click Adventures. Dagegen wirken selbst Schusswechsel in völlig verkorksten Shootern wie dem miesen Damnation als das Maß aller Dinge…


Die Technik passt sich dem allgemein offensichtlichen Schnellschuss an, denn grafisch hat man sich erst gar nicht die Mühe gemacht, einfach eine fast zehn Jahre alte Grafikengine genommen, mit Shadern so peinlich überzogen, dass die Matschigkeit der Texturen nicht mehr zu übersehen ist. Einfach nur hässlich. Das zieht sich durch das gesamte Spiel: Schauplätze, Objekte, Figuren – alles wirkt um ein Vielfaches schlechter als das, was schon seit Monkey Island 4 Standard sein sollte: Eine einigermaßen annehmbare 3D-Optik. Sound sowie Musik existieren fast gar nicht, die Sprachausgabe fährt zumindest theoretisch mit durchaus professionellen Sprechern auf, die allerdings hörbar auch keine großartige Lust an The Westerner 2 hatten und hier lediglich schmutziges Geld für eine schnelle Auftragsarbeit kassiert haben dürften.

Fazit: The Westerner 2 ist ein schlecht gezielter Adventure-Schnellschuss im Wilden Westen. Alles was der Vorgänger noch richtig gemacht hat, wurde hier auf ganzer Linie in den Staub gesetzt.

Samstag, 5. März 2011

Prince of Persia - Trilogy 3D (PS3-Review)

Genre: Jump & Run Action
Erschienen: 18. November 2010 für PS3
Alterseinstufung: USK ab 16

Die Sands-of-Time-Trilogie bescherte dem persischen Prinzen insbesondere von 2003 bis 2005 zu einem grandiosen Comeback. Mit den Titeln Sands of Time, Warrior Within sowie The Two Thrones definierte die Reihe das Genre der Jump & Run Action maßgeblich neu, wovon auch aktuellere Spiele profitieren. Ende 2010 buddelte Ubisoft mit der Neuauflagen-Schaufel alle drei Titel noch mal aus um sie nochmals als Trilogie zu veröffentlichen – diesmal auf Playstation 3 mit seidigen HD-Verbesserungen und optionalen 3D.

Einige Infos vorab, bevor auf die einzelnen Spiele eingegangen wird: Bei diesen Neuauflagen handelt es sich um inhaltlich exakte Kopien der Originalspiele. Grafisch kommen die Abenteuer in einer Auflösung von 720p daher, wurden in erster Linie in Sachen Licht- und Schatteneffekte, Kantenglättung, Framerate sowie oberflächlich an den Texturen aufgebessert. Neben überschaubarem Trophäen-Support freuen sich Spieler mit einem 3D-Fernseher über Unterstützung, denn alle drei Teile sind optional in stereoskopischen 3D spielbar.


Nicht nur Grundstein spielerischer Natur sondern auch für die Story-Entwicklung ist Prince of Persia: Sands of Time. Die persische Kriegsmacht, angeführt von ihrem mächtigen, aber gutherzigen König Sharaman hat einen weiteren Palast erobert. So weit, so gut, doch im Inneren der großen Anlage machen er, die Spielfigur Prinz Dastan und der zwielichtige Wesir eine Entdeckung: Den sagenumwobenen Dolch der Zeit sowie eine markant große Sanduhr. Es kommt, wie es zwangsläufig kommen muss: Dastan setzt den Sand der Zeit frei, das Königreich ist augenblicklich wie verändert, Bevölkerung und Krieger verwandeln sich in hartnäckige Sandmonster. Als Prinz von Persien mithilfe des Dolches macht sich der Spieler von nun an auf die natürliche Ordnung wiederherzustellen. Oft an seiner Seite ist Prinzessin Farah, zu der sich im Laufe des Spieles eine ganz besondere Beziehung entwickelt. Die kleinen Scharmützel zwischen diesen beiden zünden auch heute noch, der Spielspaßfunke ist ebenso wenig erloschen, ganz im Gegenteil. Ebenfalls eine Besonderheit: Prinz Dastan fungiert hier auch selbst als Erzähler der Geschichte, was den Eindruck eines spielbaren Märchens nochmals wohltuend unterstreicht. Größter Pluspunkt ist aber eine Spielmechanik, die im Genre neue Maßstäbe setzte, denn nie zuvor agierte eine Spielfigur in einem ähnlich angelegten Machwerk derart beweglich und doch spielerisch einprägend wie genial durch die lineare, stimmige Spielwelt. Beim etwa sechsstündigen Abenteuer gilt immer das Motto „easy to learn – hard to master“, denn Klettereien, Hangeleien, Wandläufe, Saltos, Drehungen, Sprünge, usw. sind prinzipiell kinderleicht und intuitiv auszuführen, in Verbindung mit dem anspruchsvollen Leveldesign – gespickt mit allen erdenklichen Fallen und Sandmonstern - aber eine fast perfekt abgestimmte Herausforderung ohne große Frustgefahr. Dafür sorgt neben der guten Kameraführung die vielleicht größte Innovation des Titels, selbst modernste Rennspiele greifen auf dieses Feature zurück: Das Spiel mit der Zeit, d.h. entweder diese per verfügbaren Sandbehälter verlangsamen oder gar (optisch immer noch imposant) zurückspulen. Hauptsächlich konzentriert sich das Spiel auf solche Einlagen, denn der Rätselanteil, zumeist irgendwelche einfachen Schiebereien von Kisten, fällt vergleichsweise gering aus. Leicht zu durchschauen sind die Kämpfe, die zwar schick aussehen, aber etwas eintönig ablaufen trotz vielfältiger Möglichkeiten. Meist reicht eine Kombination aus Blocken, Über-den-Gegner-Hüpfen und dann ganz schnell zuschlagen. Zwischengegner lassen sich gar nicht blicken, stattdessen wartet am Ende der Wesir auf den Gnadenstoß.


Warrior Within ist eine ziemlich ungewöhnliche Fortsetzung, denn sie stellt die Grundstimmung eines seidigen Märchens wie aus tausend und einer Nacht komplett auf den Kopf bzw. schlägt ihr sprichwörtlich eben diesen ab. In den letzten sieben Jahren hat sich viel getan. Prinz und Umgebung sind merkbar düsterer geworden, was auch an seinem penetranten Stalker liegt, dem Dahaka, seines Zeichens der Wächter der Zeit. Immer wieder kommt es zu Fluchtabschnitten, in denen wir ihn tunlichst fehlerfrei abhängen müssen. Nicht nur in diesen kurzen Etappen kommt Frustgefahr trotz der beibehaltenen Features auf, denn Warrior Within ist knüppelhart, manchmal sogar unfair, trotzdem irgendwie schaffbar und richtet sich somit in erster Linie an fortgeschrittene Actionspieler oder gar Profis mit einem Faible für schwere, rockige Gitarrenriffs. Immer wieder schlägt sich der düstere Prinz bis zu bestimmten Wegpunkten durch, wo er zwischen Gegenwart und Vergangenheit reisen kann, was oft dazu führt, dass wir bereits besuchte Schauplätze noch mal sehen und spielen müssen. Den brutalen Kämpfen – auch mal mit zwei Waffen gleichzeitig - mit abtrennbaren Gliedmaßen und jeder Menge Blut wurde mehr Raum in der Spielmechanik eingeräumt, die auch weitaus besser funktionieren als noch in Sands of Time, auch herausfordernde Zwischengegner lassen sich blicken bis zum wirklich harten Endkampf. Die Geschicklichtkeitseinlagen wirken hier sehr viel schwieriger und lassen bei weitem nicht so viel Raum für Fehler als noch im ersten Teil. Der Schwierigkeitsgrad bringt aber auch ein großes Ärgernis mit sich, was sich allerdings erst in The Two Thrones offenbart. In Warrior Within ist es nämlich möglich, zwei verschiedene Enden zu erleben. Für das „richtige“ Ende, um letztendlich den allgegenwärtigen Dahaka besiegen zu können, benötigt der Prinz alle neun Lebensaufwertungen, was bei dem harten Schwierigkeitsgrad für viele Spieler – wie auch mich – eine Sache der Unmöglichkeit darstellt. Insgesamt ist Warrior Within in Erzählweise und Szenario her das interessanteste, vom Gesichtspunkt der Spielmechanik gesehen aber der schwächste Teil der Trilogie.


Wer nun dachte, dass es jetzt noch düsterer wird, wurde eines besseren belehrt, denn The Two Thrones ist tatsächlich eine Mischung aus dem Besten aus Sands of Time und Warrior Within, folglich auch der beste Teil dieser Trilogie mit einer nahezu perfekten Balance aus guter Geschichte, Rätseln-, Geschicklichkeitseinlagen und Kämpfen. Nach den vorangegangenen Geschehnissen erwartet Prinz Dastan samt Begleiterin Kaileena das unter Belagerung stehende Babylon. Es gibt auch ein etwas unerwartetes Wiedersehen mit Prinzessin Farah (inklusive unterhaltsamer Dialoge) und dem bösartigen Wesir aus Teil 1. Ähnlich wie in Sands of Time wird das Abenteuer auch wieder wie ein nacherzähltes Märchen präsentiert, in diesem Fall aber mit der wohlklingenden Stimme von Kaileena. Neben dem in Warrior Within etablierten freieren Kampfsystem fügen sich besonders die Speedkills (laufen ähnlich ab wie die bekannten Quick-Time-Events) aus dem unerkannten Hinterhalt nahtlos ins mittlerweile unverwüstliche Gameplay ein. Durch die Integration des dunklen Prinzen, so gesehen durch die Spielweise fast ein zweiter spielbarer Charakter, kommt auch genügend Abwechslung in das Spielgeschehen. In dieser Gestalt, die er an bestimmten Stellen einnimmt, ist er zwar auf der einen Seite weitaus stärker und agiler durch eine machtvolle Klingenkette, auf der anderen Seite schwindet die Lebensanzeige aber auch unbarmherzig, was nur durch Aufsammeln von Sand eingedämmt werden kann. Es besteht hier zwar immer ein gewisser Zeitdruck, aber schaffbar sind diese Abschnitte auf jeden Fall.


Es bleibt festzuhalten, dass nicht jedermann diese neue Trilogie benötigt, dafür ist die Portierung in so genanntes High Definition zu oberflächlich ausgefallen, zu klein sind die grafischen Unterschiede insbesondere zu den PC- und Xbox-Versionen. Lediglich Besitzer der technisch etwas schwächeren Umsetzungen für Playstation 2, Gamecube, Wii oder diverse Handhelds werden hier wirklich tiefschürfende optische Veränderungen ausmachen können. Da war in jedem Falle mehr drin, vor allen Dingen bei der Wasserdarstellung, was heutzutage doch schon mit einfachsten Mitteln bewerkstelligt werden könnte, da hätte man über die etwas angegrauten Texturen sowie oftmals sehr sterilen Abschnitte hinwegsehen können. Auch die gerenderten Zwischensequenzen wirken nicht mehr zeitgemäß, sondern wie durch ein ausgetrunkenes Milchglas schauend. Ärgerlich, ja fast schon dreist sind diverse Soundprobleme, insbesondere bei der Portierung von Sands of Time festzustellen: Hier wirken Geräusche oftmals blechern, was auch bei The Two Thrones nur noch an wenigen Stellen vorhanden ist, aber zweifelsohne vermeidbar gewesen wäre. Warrior Within bleibt von diesem Makel verschont, der immerhin ein paar Pünktchen in der Endwertung kostet und die Gesamtqualität der Trilogie ein wenig schmälert. Natürlich gibt es heutzutage schon bessere Alternativen zum Prinzen, jedoch sollte man als gebildeter Videospieler nicht außer Acht lassen, dass eben diese Trilogie für viele dieser Titel den Weg geebnet hat.


Fazit: Wer eine Playstation 3 sein Eigen nennen darf und diese vorzügliche Trilogie bislang verpasst hat, bekommt nunmehr die Möglichkeit, drei wirklich tolle Action-Adventures auf nur einer Disc zu erwerben, die zudem noch grundsolide aufpoliert wurden.