Dienstag, 25. September 2007

The Darkness (PS3-Review)

Junge Männer haben es in den USA nicht leicht: Erst mit 21 werden sie als vollwertiges Mitgleid der Gesellschaft angesehen, dürfen ohne schlechtes Gewissen Alkohol kaufen, sich in Casinos verzocken, von ihren Mafia-Onkeln verraten lassen oder mit riesigen schwarzen Tentakeln die der Dunkelheit fröhnen Menschen abschlachten. Moment mal, die letzten beiden Sachen sind aber nicht so alltäglich, oder doch? Lest in der Review zu The Darkness warum Jackie Estecado seinen 21. Geburtstag so schnell nicht vergessen wird, denn an diesem Tag wird der junge Mann zum ersten aber nicht zum letzten Mal sterben.

Wie bereits erwähnt schlüpft man in dieser Comic-Umsetzung für PS3 und Xbox360 in die Haut des jungen Jackie Estecado. Jackie ist kein guter Mensch: Er dient der Mafia als skrupelloser Auftragskiller. Nach einer gescheiterten Geldübergabe findet er sich in einem interaktiven Intro mit seinen Kollegen auf Verfolgungsjagd, die Polizei hat sie im Visier. Doch die Polizei soll nicht das große Problem sein. Pauli Franchetti, der Strippenzieher, ist mächtig sauer über den geplatzten Deal und bei Geld hört ja bekanntermaßen die Freundschaft auf. Auch die jahrelange Verbundenheit zu seinem Musterschüler Jackie leidet spürbar darunter und er kennt noch nichtmal vor seiner Freundin Jenny Halt. Die Flucht entwickelt sich zu einem düsteren und brutalen Rachefeldzug...

Gespielt wird The Darkness aus der klassischen Ego-Perspektive, allerlei Schusswaffen stehen zur Verfügung über normalen Pistolen über die obligatorische Schrotflinte bis hin zum Maschinengewehr. Also eher konventionell sollte man meinen, doch das Programm hat einige Besonderheiten. Da wäre zum ersten die namensgebende Darkness: 2 schlangenartige Wesen, immer hungrig und durstig nach herausreißbaren Menschenherzen und abfetzbaren Gesichtern – Hauptsache viel Blut. Seine volle Wirkung entfaltet sie in vollkommener Dunkelheit – zum Glück lassen sich alle Lichtquellen ausschießen. Nach und nach lernt man neue Eigenschaften: Anfangs schlängelt man sich durch enge Spalten um z.B. Türen von der anderen Seite entriegeln zu können. Mit der langen Tentakel kann man schwere Objekte oder auch Menschen hieven, später kommen noch besondere Fähigkeiten wie das alles verschlingende schwarze Loch hinzu – sehr effektiv bei großen Gegneransammlungen. Sehr hilfreich sind auch an vielen stellen die sogenannten Darklinge. Aktiviert man nämlich die Darkness kann man diese kleinen Gehilfen an bestimmten Punkten beschwören. Der Lichtkiller z.B. knipst alle Lichter aus, der Kamikaze explodiert bei Feindkontakt oder sprengt auch schon mal einen geheimen Durchgang auf, der Berserker ist sehr angriffslustig und stürzt sich auf die Feinde, der Schützling lässt die Schusswaffen sprechen. Leider sind diese Darklinge sehr eigenwillig, aber sie erfüllen ihren Zweck meist hilfreich.

Die düstere Welt ist in verschiedene Abschnitte New Yorks eingeteilt (z.B. Brooklyn, Chinatown, Lower East Side), die Stadtteile selber sind erstaunlich leer und steril, an den U-Bahn-Haltestellen herrscht dagegen reges Treiben, hier finden sich auch der Großteil der Missionsgeber. Der Hauptplot ist wie oben bereits angedeutet mysteriös und spannend, doch es gibt auch ein paar nette Nebenmissionen. Deren Qualität schwankt aber stark. Eine alte Frau schmeißt zum Spass 4 Münzen auf die Gleise, wir sollen versuchen diese aufzusammeln bevor der Zug einfährt – ist man erstmal auf den Gleisen muss alles sehr schnell gehen. In einer anderen Aufgabe sollen wir das verschwundene Armband einer anderen alten Frau auftreiben – dieses befindet sich direkt vor ihrer Nase ebenfalls auf den Gleisen – doof... Ein Großteil der Nebenmissionen beinhaltet allerdings typische Auftragskiller-Tätigkeiten. Mit zum Missionsdesign gehört auch leider die Rumlatscherei, viele langweilige Passagen sieht man nicht nur einmal. Dafür entschädigen zumindest die Missionen der Haupthandlung mit toller Inszenierung und Spannung. Durch die besonderen Fähigkeiten ergibt sich meist mehr als nur eine Möglichkeit. Schlendert man nicht gerade durch das heutige New York so befindet man sich nach zwei speziellen Ereignissen in einer Art Hölle im Weltkriegsszenario wieder – diese Abschnitte tun dem Spiel leider überhaupt nicht gut, hier war den Entwicklern wohl nicht ganz klar ob sie jetzt noch mehr auf die Horrorschiene aufspringen wollen oder doch einen 08/15-Weltkriegsshooter zumuten wollen. Motivierend dagegen ist das Freischalten der Extras. In meist gut versteckten Ecken lassen sich Telefonnummern aufnehmen, diese kann man an einer der vielen verstreuten Telefonapparate wählen und bekommt wirklich sehr lustige und bescheuerte Gespräche zu hören. Sehr nett ist auch das Fernsehprogramm über Musikvideos, einen alten Cartoon und sogar ein Spielfilm mit Frank Sinatra wird geboten.


Technisch spielt The Darkness durchaus auf der Höhe der Zeit: Feines Bump-Mapping verziert die Spielumgebung, ebenso wie fantastische Licht- und Schatteneffekte sowie hervorragende und besonders markante Spielcharaktere verwöhnen das Auge. Leider wirkt die Spielwelt zuweilen sehr steril: Die Städte sind menschenleer, die Bahnhöfe quellen dafür fast schon auseinander vor Lebendigkeit. Ein paar vereinzelte und seltene Framerat-Einbrüche gehören ja schon fast zum Alltag, fallen aber nicht sehr ins Gewicht. Der PS3-Fassung fehlt der Motion-Blur-Effekt der Xbox360-Fassung. Zudem scheinen die Ladezeiten auf der PS3 länger auszufallen – in kleinen Videosequenzen während der Ladepausen erzählt oder posiert Jackie, nur sieht man bei der PS3-Fassung eben noch danach ca. 3-10 Sekunden (variiert) einen schwarzen fiesen Ladebildschirm. Das hätte nicht sein müssen!

Beim Sound hingegen nehmen sich beide Fassungen nichts: Die englische Sprachausgabe (auf Wunsch mit Untertiteln) und der treibende Score gehören zum Besten in diesem Jahr. Genau das gleiche bei der Steuerung, keinerlei Mängel sind feststellbar und für die vielen Möglichkeiten sehr komfortabel. Nur beiläufig zu erwähnen ist der Multiplayer-Modus, der allerdings eine Monster-Bandbreite voraussetzt, es hakt an allen Ecken und Enden - also nur im Einzelspielermodus ein Erlebnis. Nach gut 15 Stunden steckt man das Abspielmedium dann hochzufrieden wieder in die Hülle und freut sich auf den Nachfolger.

Fazit: Brutaler und blutiger Mafia-Shooter in düsterem Ambiente für Erwachsene mit Neigung zum schwarzen Humor.

The Darkness Trailer:


The Darkness Intro:


8,0/10

1 Kommentar:

Dennis hat gesagt…

Yeah Ash,

Danke für die kritik. Ist echt Gut.
Werd ich wohl auch ma reingucken.