Donnerstag, 17. Februar 2011

Commandos: Strike Force (PC-Review)

Genre: Action
Erschienen: 17. März 2006 für PC, PS2 und Xbox
Alterseinstufung: USK ab 18

Es war schon ein etwas unerwarteter Knall, mit dem Commandos im Jahr 1998 auf einen Schlag das Genre der Echtzeit-Taktik begründet, dem relativ zeitnah noch zwei vollwertige Teile folgten. Mit dem Ego-Shooter Commandos: Strike Force schlugen die spanischen Pyro-Studios dann den lockendenden, modernen Pfad der Dreidimensionalität ein, ohne jedoch die tatsächlichen Stärken der Reihe sinnvoll zu konvertieren. Die Folge: Commandos liegt seit jeher im Graben der Bedeutungslosigkeit.

Dabei ist die Geschichte von Commandos: Strike Force wieder einmal schnell erzählt, das Szenario zum Veröffentlichungszeitpunkt das Ausgelutschteste von allen nur erdenklich möglichen: Zur Zeit des Zweiten Weltkriegs regt sich in 14 Missionen reger Widerstand gegen die nationalsozialistischen Besatzer der Länder Frankreich, Norwegen und Russland. Im Gegensatz zu anderen Ego-Shootern schlüpft der Spieler dann aber nicht nur in die Rolle einer einzelnen Figur, sondern direkt von deren Drei, wobei freilich der Spion Colonel George Brown die Hauptrolle einnimmt. Scharfschütze William Hawkins sowie der markante Green Beret der Vorgängertitel sind zwar auch mit von der Partie, nehmen aber im knapp achtstündigen Spielverlauf eher untergeordnete Rollen ein. Und hier fangen bereits die ungenutzten Möglichkeiten des Titels an, denn bis auf eine Ausnahme – zugegebenermaßen eine sehr gute Mission und bei weitem das Highlight des Spiels – ist eine Zusammenarbeit zwischen den Charakteren bis auf das Heilen mit Medikits absolut überflüssig.


Trotz des abwechslungsreichen Missionsdesigns mit möglichst ungesehener Schleich-Infiltration, Befreiung von Kameraden, explosiven Sabotage-Aktionen, usw., fehlt es Commandos: Strike Force auch an spielerischen Höhepunkten, sieht man einmal von der Spielweise des Spions ab, der sich ab und an wie der gute alte Hitman spielen lässt: ungesehen anschleichen, meucheln, Uniformen überziehen und die Leiche in einer nahen dunklen Ecke verstecken. Blöder Logikfehler: Im Spiel läuft man mit geklauter Uniform durch die Gegend, in eingestreuten Echtzeitgrafik-Zwischensequenzen hat man aber die standardmäßige angezogen. Zumindest bietet sich dem Spielern eine relativ offene Spielwelt, die man am ehesten mit der Verwinkeltheit eines Thief: Deadly Shadows vergleichen kann. Obendrein motivieren zeitweise eine Handvoll freiwilliger Sekundärziele, die sich aber immer wiederholen. Leider bieten die Scharfschützen- sowie Green-Beret-Abschnitte nicht mehr als mittelmäßige Shooterkost.
Technisch liegt ein solider Multiplattformtitel des Spieljahres 2006 vor, wobei man die gleichzeitige Entwicklung für die zu dieser Zeit bereits recht betagten Konsolen Playstation 2 und Xbox stark ansieht. Spielfiguren sehen sich bis auf wenige Ausnahmen viel zu ähnlich, die künstliche Intelligenz ist arg limitiert, Schauplätze variieren trotz dreier Settings relativ gering, Texturen wirken stellenweise sehr detailarm, nur die gelegentliche Wasserdarstellung konnte gefallen. Zumindest funktioniert die Steuerung und der damit auch verbundene Wechsel zwischen den Spielcharakteren relativ reibungslos. Bei der Synchronisation und Musikuntermalung leistet der Entwickler ebenso solide Arbeit. Auch im Mehrspielermodus lässt Commandos: Strike Force unnötig Chance liegen: Statt eines sich anbietenden kooperativen Modus wird hier einschläferndes Standardprogramm abgespult: Bis zu 16 Spieler bekämpfen sich im Deathmatch, einzig der Sabotage-Modus bringt kurzzeitig Spaß.


Was bleibt ist ein interessanter Ego-Shooter, der die Steilvorlage der auch heute noch exzellenten, beinharten Echtzeit-Taktik nicht so recht ausnutzen will. Der Schwierigkeitsgrad richtet sich eher an die breite Masse, was man von der Gesamtqualität des Spiels allerdings nicht sagen kann. Hat man Commandos: Strike Force bis heute nicht gespielt, hat man auch nichts Besonderes verpasst, denn es ist nicht mehr und nicht weniger als ein weiterer Ego-Shooter im Setting des 2. Weltkrieges. Wer unbedingt in diesem Szenario ballern möchte, sollte zu den älteren Call of Duty Spielen greifen, wer dies in einer weitaus ausgereifteren offenen Spielwelt haben möchte greift zum Saboteur und wer einfach nur Commandos spielen will, der muss mit den drei Vorgängern vorlieb nehmen.



Fazit: Echtzeit-Strategie war gestern, doch auch dieser Ego-Shooter ist von Gestern. Wer sich ein knüppelhartes Actionfeuerwerk im Sinne der Meisterwerke versprochen hat, wird hier auf ganzer Frontlinie enttäuscht werden. Einmal Durchspielen und dann ab ins Regal.

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